Kommentar von Petra Steinke
Kommentar: 412

Wenn man dieser Tage mit einem Schuhhändler irgendwo in Deutschland spricht, muss man sich vor Augen halten: Dieses Gespräch ist eine Momentaufnahme. Was hier und jetzt gilt, kann morgen anders sein. Man redet also nicht über die Woche, den Monat oder gar die Saison. Alles, was zählt, ist der Augenblick des Austauschs. Und dieser hängt von einer Zahl ab – dem Inzidenzwert. Erlaubt er die Öffnung des Ladens ohne vorherige Terminvergabe? Gestattet er Click & Meet? Oder ist das Geschäft ohnehin (wieder) geschlossen, weil der Inzidenzwert zu hoch ist?
Der Flickenteppich, den man ursprünglich hatte vermeiden wollen, zieht sich facettenreich durch die gesamte Bundesrepublik, seit Lockerungen an Inzidenzwerte gekoppelt sind. Und das hat Konsequenzen. Ist in einem Landkreis geschlossen, weil der Inzidenzwert zu hoch ist, in der benachbarten kreisfreien Stadt aber nicht, dann fahren die Kunden eben dorthin, um ihren Bedarf zu decken oder eben doch mal ein bisschen zu bummeln. Und über allem schwebt die „Notbremse“, die bei einer Inzidenz von 100 greift. Oder doch nicht, weil in einzelnen Regionen anders entschieden wird?
Planbar ist so gut wie nichts. Das Gefühl der Abhängigkeit – von Entscheidungen in Berlin, im Bundesland, im Rathaus und vom Dashboard des RKI– ist groß in diesen Tagen. Umso erstaunlicher, dass viele Händler trotzdem zuversichtlich sind und weitermachen wollen. Dafür gibt es einen wichtigen Grund: den Kunden. Dieser zeigt nämlich, dass er shoppen möchte, wenn er darf. Der Zuspruch der Verbraucher, das berichten Händler aus allen Bundesländern, ist groß, und ebenso die Lust auf neue Mode und Schuhe. Das macht Hoffnung. Und Hoffnung ist wichtiger denn je.
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