Kommentar von Petra Steinke
Alptraum

Unermessliches Leid, hunderttausende Menschen auf der Flucht und rohe Gewalt, zwei Flugstunden von uns entfernt. Es ist 2022 und es herrscht Krieg in Europa. Wenn diesem Horror etwas Positives abgewonnen werden kann, dann wohl nur, dass es – zumindest im Moment – Einigkeit und Geschlossenheit mit Blick auf die erforderlichen Reaktionen gibt. Erste Entscheidungen wurden schnell getroffen: Von der Städtepartnerschaft über das Sport-Sponsoring bis hin zu Kulturveranstaltungen wurden zahlreiche Kooperationen mit russischen Kommunen, Firmen und Verbänden auf Eis gelegt. Parallel brachte die Politik beispiellose Sanktionspakete auf den Weg. Die deutsche Wirtschaft signalisiert große Bereitschaft, diese mitzutragen. Das alles ist gut und richtig – und alternativlos.
Es ist wichtig, zusammenzustehen und eine derartige Völkerrechtsverletzung nicht hinzunehmen. Klar ist aber auch:Dieser Konflikt könnte weiter eskalieren. Und er wird dauern.
Der Krieg wird auch Teile der Schuhbranche verändern. Für einige Unternehmen der Schuh- und Lederwarenindustrie ist Russland ein wichtiger Markt. Es habe dort sehr erfolgreiche Aktivitäten gegeben, erklärt HDS/L-Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert. Und es gab die begründete Hoffnung, die Corona-Krise langsam hinter sich zu lassen. Zudem unterhalten einige deutsche Hersteller Produktionskapazitäten in der Ukraine. An wirtschaftliche Aspekte dächten diese Unternehmen derzeit nicht, so Junkert – sondern einzig an die betroffenen Menschen.
Reflexartig spricht man in der derzeitigen Lage von einem Alptraum. Sie ist aber weitaus schlimmer. Aus einem Alptraum erwacht man, schüttelt sich und vergisst ihn. Das wird hier nicht der Fall sein.
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