Kommentar von Laura Klesper
Kommentar: Frühling

Neben den Sneakern in Frühlingsfarben (gehen ja bekanntlich immer) finden sich im Handel vermehrt Pumps, Riemchensandaletten und generell Modelle, die unter dem Mantel der Galanterie die vergangenen zwei Jahre ihr Dasein an der Seitenlinie, respektive im Schuhschrank gefristet haben. Doch jetzt, mit der Frühlingsblüte, den ersten saftig-grünen Blättern an den Bäumen und den konstant wärmeren Temperaturen scheint auch die Lust am „schönen Schuh dazu“ wiedererweckt worden zu sein. Gründe dafür gibt es schließlich genug: Nachgeholte Hochzeiten, Jubiläen oder anstehende Abiturfeiern inspirieren die Menschen, mal etwas Neues am Fuß ausprobieren zu wollen. Nach rund zwei Monaten des Krieges gegen
die Ukraine und über zwei Jahren der Corona-Pandemie schleicht sich langsam ein Gefühl der emotionalen Abnutzung ein. Niemand kann dauerhaft empört, schockiert oder innerlich gelähmt sein. Die Kundinnen und Kunden merken, dass beides nebeneinander existieren kann. Auf der einen Seite die Lust an neuer Frühlingsmode und dem Sich-chic-machen, auf der anderen Seite die weltpolitischen Sorgen und Ängste sowie den Verdruss über die nicht enden wollenden schlechten Nachrichten. Die Situation gleicht einem mentalen Drahtseilakt.
Vielleicht ist es blauäugig, angesichts des Krieges vor der eigenen Haustür und den nur langsam sinkenden Inzidenzen in ein trotziges „Jetzt erst recht!“ zu verfallen. Aber gerade dieses Trotzgefühl trägt uns durch die unsicher scheinenden Wochen und Monate, mit farbenfrohen Schuhmodellen an den Füßen. Und das sind gute Nachrichten, die unsere Branche dringend braucht.
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