Modemesse am Funkturm
Premium: Back in Berlin

Unter dem Motto „Work & Play“ öffneten Premium und Seek sowie das Endverbraucher-Event The Ground und die Konferenzen Fashiontech, Conscious Club und The Ground Talks ihre Pforten. Während kurz vor dem Start am 7. Juli auf dem Vorplatz der Messe noch relative Ruhe herrschte, füllten sich die Hallen im Laufe des Vormittags am ersten Messetag schnell. Als etwas holprig erwies sich hier und da die Organisation. Einige Aussteller beklagten die fehlende Ausstattung der Messestände: Sie mussten etwa auf Regalbretter für die Präsentation von Schuhen warten. Auch am Vortag hatte es laut einigen Ausstellern Probleme gegeben: So seien das veranschlagte Zeitfenster für den Aufbau der Stände zu kurz gewesen. Viele Aussteller beklagten zudem hohe Kosten für die Teilnahme und das geringe Servicegefühl der Messeorganisation. Zudem zeigten sich im Laufe der Messe überfüllte Snack-Points und eine gewisse Unzufriedenheit über das kulinarische Angebot. „Zehn Minuten Fußweg für einen einfachen Kaffee sind einfach zu viel“, machte ein Teilnehmer seinem Unmut Luft. Gleichwohl waren die Erwartungen an die Messe und ihre Strahlkraft groß und die Stimmung insgesamt gut – zumindest am ersten Tag. Premium und Seek, laut den Veranstaltern „ein großer, bunter, ganzheitlich inspirierender Hub für alle Themen rund um Mode, Trends, Retail, Kultur, Sexualität, Marketing, Social Media, Nachhaltigkeit, NFTs, Metaverse und vieles mehr“, sollten die Akteure der Branche wieder zusammenbringen und einen erfrischenden Saisonauftakt bilden.
Lang ersehntes Meet and Greet
Florian Werner, der die Modelle der nachhaltigen Marke Werner 1911 zum ersten Mal auf der Premium zeigte, ist von der Messe überzeugt: „Es ist gut, dass wir dabei sind.“ Berlin sei die Plattform, auf der man viele Kunden aus Mode- und Schuhhandel treffen könne.
Michelle Pardon, die die Kollektion vom Sandalen-Label Flip Flop auf der Premium zeigte, schilderte die Messe als Meet & Greet. „Sie ist ein wichtiges Event, allerdings eher für Concept Stores und den Modehandel.“ Ihr Ziel sei es, in der Hauptstadt auf die Marke aufmerksam zu machen – in einer Zeit, in der sich, bedingt durch Pandemie und Krieg, vieles auch in der Branche verändert habe. „Die Unsicherheit ist groß. Das sieht man an der deutlich vorsichtigeren Vororder der Händler. Viele fragen sich, ob im Herbst ein erneuter Lockdown droht. Sie verlassen sich auf Bewährtes und machen weniger Experimente.“ Friedrich Lüning und Christiane Zimmermann, die die Kollektion von Apple of Eden zeigten, freuten sich auf etliche Termine mit Händlerinnen und Händlern. „Die Stimmung ist gut; wir sehen die Messe als Ort, um endlich wieder zusammenzukommen, Kontakt aufzunehmen und Gespräche zu führen“, so Lüning. „Dass in Berlin überhaupt wieder eine Messe stattfindet, ist gut für uns alle“, ergänzte Zimmermann. Bei der italienischen Damenschuh-Marke Donna Carolina freut man sich derzeit über das steigende Interesse an Galanterie. „Wir sind darüber sehr glücklich, die Frauen tragen wieder elegantere Schuhmode“, so Christian Knebel. Das spiegele sich auch in der Donna Carolina-Kollektion wider, von der in Berlin erste Auszüge präsentiert wurden. Ballerinas, Kitten Heels und Slingback Pumps zeigten sich in Erdtönen, aber auch in leuchtendem Orange. Man habe es angesichts der unsicheren Situation geschafft, die Preise für die Schuhe stabil zu halten und wolle so den Handel unterstützen. „Wir freuen uns auf die Wiederbegegnung in Berlin“, so Knebel. Cristina Mühle, die die Clogs-Marke Softclox in Berlin zeigte, ist auch mit Blick auf die Orderrunde F/S 2023 zuversichtlich: „Die Leute haben wieder Lust auf Messe, unsere Kollektion ist pünktlich fertig geworden und wir haben die Themen, die der Handel jetzt braucht: Clogs, Farbe und Plateau!“
Die neue Taschenkollektion von Fritzi – ehemals Fritzi aus Preußen – präsentierte Roman Kraus auf dem Messegelände am Funkturm. Die Resonanz auf den Relaunch der Marke sei sehr positiv, berichtet der Geschäftsleiter des Labels. „Wir sind froh, dass wir uns wieder unseren Kunden widmen können. Berlin ist ein Touchpoint für die Branche“, berichtete Dirk Pues von G-Star gegenüber schuhkurier. „Eine Messe in diesem Format ist eigentlich optimal für modisch orientierte Kunden.“ Die Schuhkollektion von G-Star sei anteilig neu ausgerichtet worden. Mit aufwändigen neuen Elementen wie zweifarbigen Sohlen wolle man neue Impulse setzen.
Kerzen, Upcycling und Beats
Auf der Publikumsmesse The Ground zeigten sich ausgewählte Marken einem modeaffinen Publikum. Die Videoplattform Tiktok, die Modezeitschrift Glamour und Modelabels wie Happy Socks, Lala Berlin und Drykorn nutzen die Chance, sich einem jüngeren Publikum mit Workshops und Mitmach-Aktionen zu präsentieren. Ein Kerzenstand und verschiedene Upcycling-Angebote erwiesen sich als Publikumsmagneten. Beim Vintage-Reseller Vino Kilo wurden Adidas-Trainingsanzüge, Shirts und andere Styles der vergangenen Jahrzehnte per Kilopreis zum Verkauf geboten. Eine Outdoor-Area lud zum Chillen und Abhängen ein, verschiedene DJs sorgten mit ihren Sets für die musikalische Untermalung.
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