Produktionsachse Florenz-Venedig
Dieser Abschied war für Mia Jahn eine Zäsur, und – es war inzwischen 1990 – der entscheidende Impuls, um eine Kollektion unter eigenem Namen zu lancieren. Zunächst hatte sie drei verschiedene Hersteller, doch dann traf sie Antonio Barbato, der bis heute der ideale Partner für sie ist. Barbato bezieht sein Leder aus Florenz, fertigt vollständig in Venedig, der Leisten („Der schönste Schuh nützt nichts, wenn er Schmerzen verursacht“) ist perfekt. Auch der Vertrieb läuft über Barbato; geordert wird in Mailand, in Deutschland im Prisco-Haus in München. Die Kunden kommen heute aus Europa, den USA und Australien. Langjährige Beziehungen im deutschsprachigen Raum gibt es etwa zu Sigrun Wöhr in Stuttgart oder Frauenschuh in Kitzbühel; für ein führendes Haus in München kreiert sie die Eigenmarke.
Anders als die internationalen Luxusbrands, für die Antonio Barbato ebenfalls arbeitet, liegt die Mia Jahn-Kollektion, die in der Regel rund 70 Modelle umfasst, mit EK 110 bis 140 Euro preislich in der gehobenen Mitte. Das ist der Designerin wichtig, denn „einen Schuh um 300 Euro können sich auch Normalverdienerinnen noch leisten“. Frauen zwischen 30 und 70 sind das in der Regel, Frauen, die „wissen, was sie vom Leben wollen, aber auch, was sie geben müssen, um es zu bekommen.“ Die von einem Schuh erwarten, dass er „von früh bis spät chic ist“, sagt Mia Jahn. „Man geht morgens zur Arbeit und abends vielleicht in ein schönes Restaurant – und zu allem muss ein Schuh funktionieren.“ Stilistisch beschreibt sie ihre Schuhe als klassisch mit dem gewissen Twist; und immer ist es ein feminines Flair, ist es eine lichte Eleganz, die ihre Schuhe ausstrahlen. „Ja,“, sagt sie, „ich bin der Meinung, Eleganz sollte wieder mehr Raum haben.“ Für Mia Jahn, die „jedem Menschen als Erstes auf die Schuhe schaut“, ist der Schuh der Schlüssel zur gesamten Erscheinung: „Ein schlichtes Kleid, ein chicer Schuh und vielleicht noch ein Accessoire wie ein Gürtel – mehr braucht man nicht, um gut gekleidet zu sein.“