Jahrelang blickte der Schuhhandel neidisch auf die Kollegen aus der Outdoor-Branche. Dauerhaft zweistellige Zuwachsraten ließen schnell das Wort vom ’Outdoor-Boom‘ aufkommen. Spätestens seit dem vergangenen Jahr sind Hersteller und Händler von Ausrüstung, Textilien und Schuhen ‘für draußen’ auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Die Erfolgsmeldungen sind Vergangenheit, die Branche befindet sich im Strukturwandel. “Es herrscht ein Preiskrieg.” Mit diesen markanten Worten fasste Andreas Bartmann vor Kurzem die Situation in der Outdoor-Branche zusammen.
Der Gründer und Geschäftsführer des Hamburger Filialisten Globetrotter musste zu Jahresbeginn schlechte Nachrichten kommunizieren. Der Umsatz stagniert bei rund 245 Mio. Euro, das Konzernergebnis fällt leicht negativ aus. Erstmals in der Geschichte des Unternehmens musste Globetrotter Personal abbauen. Andreas Bartmann sieht den Grund für die veränderten Rahmenbedingungen in erster Linie in preisaggressiven Anbietern aus dem Internet. „Es ist schwer, gegen Wettbewerber zu bestehen, die bewusst Geld verbrennen, um sich auf diese Weise Marktanteile zu kaufen.“ Globetrotter hat sich in der Vergangenheit an der ’Rabattschlacht‘ nicht beteiligt, das kostete Umsatz. Derzeit wird die Internetstrategie überarbeitet – und zwar in Abstimmung mit dem neuen Gesellschafter, der schwedischen Fenix-Gruppe, die sich mit 20% an Globetrotter beteiligt hat. Darüber hinaus wurde die stationäre Expansion vorerst gestoppt. Hohe Investitionen in innovativen Ladenbau haben Globetrotter zwar einen hervorragenden Ruf in der Handelswelt eingebracht, dürften jedoch nach Expertenmeinung ebenfalls zur finanziellen Lage beigetragen haben.
Zwei-Klassen-Gesellschaft
Ein weiterer Aspekt sind die wachsenden Aktivitäten der Hersteller, über eigene Geschäfte ebenfalls im Handel tätig zu werden – was zu Überkapazität bei den Verkaufsflächen führt. Zu den besonders aktiven Unternehmen gehört der Schweizer Hersteller Mammut. Laut Rolf Schmid wird es in der Outdoor-Welt zu einer Zweiteilung kommen. “Es wird große Gruppen geben und kleine Spezialisten auf der anderen Seite”, so der Geschäftsführer. Da Mammut auch künftig zu den Großen gehören soll, schließe er Zukäufe von Marken nicht aus. Denn: “Es werden nicht alle überleben.”
Lukas Meindl vom gleichnamigen Schuhhersteller bleibt im Übrigen trotz der Stagnation des Marktes entspannt. “Wir können zwar nicht von Wachstum ausgehen, aber die Aussichten sind generell stabil. Es entspricht außerdem auch nicht unserer Unternehmensphilosophie, immer nach ’mehr‘ zu streben. Wir sind zufrieden mit dem, was wir haben.”