Riva im Juni. Quälend langsam schiebt sich morgens und abends eine Blechlawine durch den beliebten Touristenort am Nordufer des Gardasees. Im Schritttempo geht es in Richtung ’Fiera‘, vorbei an Urlaubern, Hotels und Restaurants. Kann es einen ungewöhnlicheren Ort für eine internationale Messe geben? Nein! Und trotzdem kommen im Halbjahresrhythmus Aussteller und Besucher aus der ganzen Welt auf der Expo Riva Schuh zusammen. Die Gründer um den deutschen Handelsvertreter Friedrich-Karl Eichholz haben es sich wohl kaum träumen lassen, dass sie einst den Grundstein für eine der wichtigsten Schuhmessen weltweit legten. Dabei liegt der Reiz von Riva gerade in der besonderen Atmosphäre. Lange Jahre diente die Veranstaltung insbesondere im Sommer als lockerer Aufgalopp für die neue Saison. Die Stimmung am Gardasee war stets familiär, positiv und optimistisch. Auch als sich am Horizont bereits die massiven Veränderungen in der Branche abzeichneten, blieb es dabei. Mit der Überquerung der Alpen schien von vielen Akteuren die Last des Tagesgeschäfts abzufallen. Die Umsatzentwicklung, die Frequenzverluste – alles weit weg. Sommer, Sonne, Dolce Vita. Doch diese Zeiten sind vorbei. Zwar bleibt das Ambiente weiterhin entspannt, doch grundsätzlich hat sich in Riva etwas verändert. Das wurde auch auf der jüngsten Jubiläumsausgabe deutlich. Das miserable erste Halbjahr hat deutliche Spuren hinterlassen, die sich nicht abschütteln lassen. Entsprechend waren viele Gespräche in Riva von einer großen Ernsthaftigkeit geprägt. Grundsätzlich keine schlechte Entwicklung, schließlich ist es genau das, was die aktuelle Marktsituation erfordert: kein Wehklagen, sondern intensive Analysen und konkrete Maßnahmen. Dabei gilt jedoch auch, dass nicht alle neuen Konzepte zwangsläufig erfolgreich sein werden. Doch ohne Bewegung geht’s gar nicht.
Vielen Akteure macht vor allem die zunehmende Unsicherheit zu schaffen. Es fehlt die Verlässlichkeit. Das gilt auf zahlreichen Ebenen, nicht nur mit Blick auf die Schuhbranche. Vielmehr reiht sich diese in eine umfassende Gesamtsituation ein. Zu dieser gehören etwa die Verwerfungen unter dem US-Präsidenten Donald Trump, die zunehmende Macht der Populisten in der europäischen Politik und die aktuellen Auseinandersetzungen um die ’richtige‘ Flüchtlingspolitik. Allesamt keine vertrauensbildenden Maßnahmen. Riva war der Auftakt. Weitere Messen folgen in den kommenden Wochen und Monaten. Die Stimmung wird ernsthaft bleiben. Gut so.