„Fahrverbote wären für die betroffenen Innenstädte und den dort ansässigen Schuhfachhandel eine Katastrophe“, erklärt Dr. Siegfried Jacobs, Geschäftsführer des Bundesverbands des Deutschen Schuheinzelhandels (BDSE), gegenüber schuhkurier. Schon seit einigen Jahren litten viele Stadtzentren unter rückläufigen Besucherfrequenzen. Und schon heute sei die Erreichbarkeit vieler Innenstädte durch zahlreiche Baustellen und wenig koordinierte Straßen- und Brückenbaumaßnahmen stark beeinträchtigt. „Dass die Einhaltung von EU-Schadstoffgrenzwerten nun auf dem Rücken von Einzelhändlern, deren Kunden und Mitarbeitern kurzfristig durchgedrückt werden soll, ist völlig inakzeptabel. Sie müssten für die Versäumnisse vieler Kommunen, der Verkehrspolitik und der Automobilindustrie der vergangenen Jahre bezahlen“, so Jacobs weiter. Denn nicht nur die Anfahrt von Kunden, auch der Lieferverkehr im Rahmen der Warenlogistik wäre wohl betroffen. Und Kunden, die mangels Erreichbarkeit des stationären Handels zur Konkurrenz ins Internet oder auf die Grüne Wiese abwandern, werde man schwerlich wieder zurückholen können.
„Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts wird selbstverständlich aktuell heftig und aus allen Perspektiven diskutiert“, sagte Günter Althaus, Vorstandsvorsitzender der ANWR Group auf Anfrage von schuhkurier. Entscheidend sei, wie das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts letztendlich umgesetzt werde. „Schon seit Jahren beklagen viele Innenstädte einen Verlust an Besuchern. Auf den dort ansässigen Handel schlägt sich dies direkt und negativ durch. Mit dem Urteil kann sich diese Entwicklung weiter verschärfen. Aber auch Handwerk und Logistik sind davon betroffen. Wichtig ist, intelligente Lösungen zu erarbeiten, um die Schadstoffbelastung zu reduzieren“, so Althaus weiter. Dabei dürften Durchfahrtverbote nicht die einzige Alternative sein. Intelligente Konzepte für den öffentlichen Personennahverkehr, Verkehrs- und Parkleitsysteme gehörten ebenso dazu wie Verpflichtungen der Automobilindustrie, die technischen Möglichkeiten zur Schadstoffreduzierung auszunutzen. Günter Althaus: „Die Politik – vom Bund bis zur kommunalen Ebene –, die Verbände von Handel und Handwerk, Logistik und Automobil müssen mehr als bisher an dem gemeinsamen Ziel saubere Luft arbeiten.“