Es ist wieder soweit. Die Saison nimmt gerade Fahrt auf. Das Wetter lässt es zu, die ersten richtigen Sommeroutfits zu tragen. Und auf den Punkt erreichen uns die ersten entsetzten Meldungen aus der Branche – und wir reiben uns beim Bummel durch die Innenstadt erstaunt die Augen: 20% auf Damenschuhe. Auf aktuelle Herrenschuhe. Auf Kindersandalen. Oder auch einfach auf alles.
Händler, die anders vorgehen, lassen ihrem Unmut im Gespräch mit unserer Redaktion freien Lauf. „Wir schaufeln unser eigenes Grab“, empört sich einer. „Wieso jetzt?“, fragt ein anderer. „Jeder weiß doch, dass solche Maßnahmen brutale Folgen haben und einfach nichts bringen“, so das wütende Statement.
Wobei ’einfach nichts‘ vielleicht nicht zutrifft, denn kurzfristigen Umsatz spielen Prozentaktionen ganz sicher in die Kassen. Und dieser Umsatz ist wahrscheinlich in der insgesamt angespannten Lage dringend nötig. Denn auch wenn die Frequenzen rückläufig sind, weil mehr Kunden online kaufen, schlagen die laufenden Kosten für jeden Händler monatlich zu Buche, ganz gleich, wie es gerade läuft: die Miete, das Personal, die neue Ware, die Logistik, Strom und andere Nebenkosten. Oder auch das Darlehen, das bedient werden muss. Trotzdem ist das Signal zum jetzigen Zeitpunkt verheerend. Erstmals klettert das Thermometer in Richtung 30 Grad. Und schon gibt es einen satten Rabatt auf Sandalen.
Bei aller Notwendigkeit, die ein einzelner Player mit diesen Aktionen verfolgt, ist die Botschaft an den Verbraucher eindeutig: Du. Musst. Keine. Regulären. Preise. Bezahlen. Du bekommst alles auch reduziert. Wer das bis jetzt noch nicht gelernt hat, dem wird es in der aktuellen F/S-Saison wieder mit aller Gewalt eingebläut. Das kann nicht richtig sein!
„So geht unsere schöne Branche zu Grunde“, lautet das resignierte Fazit eines Schuhhändlers, der von sich selber sagt, dass er jeden Tag mit vollem Einsatz um den Fortbestand seines Unternehmens kämpfe, und der ganz bewusst auf Rabatte per Gießkanne – insbesondere zu Beginn der Saison – verzichtet.
„Nicht nur der Handel schafft sich auf diese Weise ab. Die Industrie geht gleich mit baden“, so ein weiteres Statement eines fassungslosen Unternehmers. Denn schließlich werde auch die Markenkraft verwässert, wenn immer wieder aufs Neue mit pauschalem Rabatt geworben wird. Da nützt dann die tolle Facebook-Kampagne auch nur herzlich wenig.
Falls Sie an dieser Stelle den Eindruck haben, dass ein Kommentar mit diesem Tenor schon einmal erschienen ist, haben Sie vollkommen Recht. Und es wird – das muss befürchtet werden – nicht der letzte mit dieser Botschaft sein.