Enrico Bracalente ist eine Ausnahmeerscheinung. Der Gründer von NeroGiardini kommt von ganz unten. Bereits als 14-Jähriger arbeitete der Bauernsohn in einer Schuhfabrik. Mit 18 kaufte er sich von seinen Ersparnissen eigenes Werkzeug und begann, im Keller der Kirche von Monte San Pietrangeli Schuhe auf eigene Rechnung herzustellen. Heute gehört Bracalente zu den größten Arbeitgebern der Region. Im Umkreis von 30 Kilometern um die moderne Unternehmenszentrale beschäftigt er rund 2.500 Menschen. Den Krisen der jüngeren Vergangenheit hat NeroGiardini erfolgreich getrotzt. Seit Ende der 90er-Jahre ist der Umsatz von 6 Mio. auf rund 200 Mio. Euro gestiegen. Und das soll noch nicht das Ende sein. Enrico Bracalente hat noch viel vor.
Herr Bracalente, wie bewerten Sie die aktuelle Lage der Branche?
Die italienische Schuhindustrie befindet sich seit Jahren im Krisenmodus. Die aktuell schwierige Situation ist die Fortsetzung einer langfristigen Entwicklung, die sämtliche Unternehmen der Branche betrifft. Der private Konsum in Italien ist weiter rückläufig, zugleich steigen die Ansprüche der Verbraucher. Resultat ist eine gravierende Marktbereinigung. Ich bin überzeugt, dass nur die Unternehmen eine Zukunft haben, die bereit sind, in Service, Qualität und Transparenz zu investieren. Die anderen werden es schwer haben.
Was ist Ihr Rezept gegen die Krise?
NeroGiardini hat sich in den vergangenen Jahren umfassend neu aufgestellt. Dazu gehören unter anderem eine Neuordnung der Vertriebsstruktur in Italien, aber auch erhebliche Investitionen in die Bereiche Logistik und Internationalisierung. Übergeordnetes Ziel ist es dabei stets, die Wünsche der Konsumenten im Blick zu haben und sie so gut wie möglich zu erfüllen.
Was heißt das konkret?
Im Zentrum steht zunächst immer das Produkt. Qualität und ein gutes Preis/Leistungs-Verhältnis sind entscheidend. Darüber hinaus geht es um Verfügbarkeit. Wenn ein Kunde ein Paar unserer Schuhe kaufen möchten, dann müssen sie verfügbar sein. Diesen Anspruch zu erfüllen, ist eine große Herausforderung insbesondere im Hinblick auf das Tempo in den Produktions- und Logistikprozessen. Die Vertikalen machen es uns vor: Geschwindigkeit ist eines der zentralen Themen, um auch künftig erfolgreich sein zu können. Hier kommt uns die Produktion in Italien natürlich zugute.