Lieber direkter Austausch als viele Follower
Britta Goertz dreht unter anderem kurze Videos und begrüßt ihre Community mit „Hallo Ihr Lieben“. Sie zeigt neue Schuhe und gibt Auskunft über eine Hilfsaktion für aus der Ukraine geflohene Familien, für die sie Unterstützung braucht. „Ich merke, wie wichtig das auch unabhängig vom Lockdown geworden ist. Fast jeden Tag kommt jemand in den Laden und fragt nach einem Schuh, weil man ihn in einer Story gesehen hat.“ Täglich postet die Händlerin Stories oder Videos: „Am Anfang war es zeitintensiv, d ie Beiträge zu produzieren, aber mittlerweile funktioniert es gut während der täglichen Arbeit. Für die Videos lasse ich mich von Kundengesprächen inspirieren. Wenn mir zwei Leute auf der Fläche die gleiche Frage stellen, gehe ich davon aus, dass es auch noch mehr Leute interessieren könnte und mache es zum Thema. Dass ein persönlicher Post gut ankommt, merke ich am Feedback. Wir haben eine kleine lokale Community, da ist es zum Glück auch noch möglich, auf alle zu antworten.“ Eine wichtige Kennzahl sei für sie der Anteil an Followern, die auch schon mal im Laden waren. „Was das betrifft, stehen wir sehr gut da. Das ist mir wichtiger, als viele Follower zu haben, die unter Umständen zu weit weg wohnen, um je das Schuhhaus zu besuchen.“ Der stationäre Laden steht noch immer im Mittelpunkt der geschäftlichen Aktivitäten von Britta Goertz: „Die Social-Media-Aktivitäten sind ein wichtiges Marketingtool und die moderne Ergänzung zur Mundpropaganda.“ Das habe sich auch nach den Lockdowns nicht geändert und werde auch in Zukunft wichtig bleiben.
Ähnlich argumentiert Stefan Breuer vom Schuhhaus Breuer in Wassenberg-Birgelen. Schon vor der Pandemie war er mit Social Media-Aktivitäten gestartet. Die Relevanz hat sich in zwei Jahren Corona nicht besonders verändert. Es sei weiterhin wichtig, präsent zu sein. „Das Rad können wir nicht mehr zurückdrehen“, so Breuer. Der Händler entwickelt seine Posts flexibel: „Es kommt immer drauf an: auf die Jahreszeit, auf aktuelles Wetter, es geht auch um Ablenkung vom Alltag.“ Dabei versuche er, den Post so attraktiv wie möglich zu gestalten, ob als Bild oder als Clip. „Ich versuche, dunkle Farben zu vermeiden. Und manchmal bewerbe ich auch einen Post.“ Was läuft dabei gut – und was schlecht? „Mit einer Präsentation zur Wiedereröffnung und einem improvisierten Clip zu neu eingetroffenen Schuhen habe ich die besten Erfahrungen gemacht“, berichtet der Händler. Mäßig erfolgreich liefe es dagegen meist, wenn Basic-Artikel gepostet würden. Daher achte er bei Postings zu Schuhen vor allem darauf, neue Produkte zu zeigen. Sinnvoll sei es aber auch, emotionale Themen abzubilden, auf neue Farben oder auch auf Marken hinzuweisen.