„Ich habe eine Scheiß-Angst“, weinte der Bäcker aus Hannover, dessen Videobotschaft am zurückliegenden Wochenende viral ging. Und am Sonntagabend um 18 Uhr sangen quer durch die Republik die Menschen aus den Fenstern die Ode an die Freude. Unser Land befindet sich im Ausnahmezustand. Nichts geht mehr. Und zugleich scheint alles möglich.
Die zurückliegenden Tage waren geprägt von einem Staccato-artigen Nachrichtenaufkommen. War man am Montag noch mit einem zunächst nur mulmigen Gefühl in eine Woche voller Unsicherheit gestartet, lösten die Exponentialkurven der Corona-Infizierten und der Todesfälle schon am Dienstag blankes Entsetzen aus. Es folgte der Shut-Down mit weitreichenden Konsequenzen für alle Menschen und alle Unternehmen, auch für unsere Branche. Und die Regierung kündigte milliardenschwere Hilfspakete und Rettungsschirme an. Atemlos taumelten Händler und Hersteller durch eine denkwürdige Woche. Zwischen Panik und Hoffnung, zwischen Verzweiflung und Optimismus. Schuhlieferanten erlebten auf brutale Weise, dass vermeintliche Partner im Handel quasi per Handstreich Aufträge stornierten und Zahlungen ohne weiteren Kommentar einfach ausblieben. Und Schuhhändler mussten ihre Geschäfte schließen – bei allen laufenden Kosten –, während sich im Gartencenter die Kunden tummelten und der Friseur nebenan weiter bedienen durfte. Inzwischen sind die Beschränkungen in unserem Land weiter verschärft worden, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Und es wird lange dauern, bis sich wieder so etwas wie Normalität einstellt.
In den Kliniken wird um jedes Leben gekämpft. In den Unternehmen wird um die Zukunft gekämpft. Im Gesundheitsbereich steht und fällt der Erfolg damit, dass ausreichend Intensivbetten für die schwer an Covid-19 Erkrankten bereitstehen. In der Wirtschaft kommt es darauf an, dass Liquiditätshilfen nicht nur angekündigt werden, sondern so schnell wie möglich in den Unternehmen ankommen. „Von Mut allein kann ich keine Rechnungen bezahlen“, flehte ein Gastronom vor Kurzem in großer Not. Das stimmt. Deshalb muss schnell Geld her, um die Firmen durch diese schwierige Zeit zu retten. Verbundgruppen haben Maßnahmenpakete geschnürt. Der ehemalige ANWR-Vorstandsvorsitzende Günter Althaus bemüht sich für den Mittelstandsverbund um schnelle, pragmatische Lösungen für die Unternehmen.
Zugleich macht Not eben auch erfinderisch: Schuhhändler aus allen Regionen der Republik starten Aktionen mit viel Herz, appellieren an die Kunden, ihnen treu zu bleiben und telefonisch oder per Mail Schuhe zu bestellen, wenn sie schon nicht in den Laden kommen können. Schuhe werden per Fahrrad zum Kunden gebracht, das Vermessen der Kinderfüße per Videoanruf erklärt. Hersteller vernetzen sich, um gemeinsam Atemschutzmasken herzustellen.
Es ist – bei allem Schrecklichen – viel Gutes sichtbar. Deshalb sollte trotz aller Angst die Zuversicht überwiegen.