Sinkende Kauflust, Personalmangel, rasant steigende Preise: Die Belastung für den Handel ist derzeit hoch. Auch wenn die Lockdowns in den zurückliegenden Jahren wohl das Schlimmste waren, was dem Schuhhandel je passiert ist, zeigt sich jetzt: Von Entspannung oder gar Erholung kann keine Rede sein. Mathias Ledermann weiß, dass er, wie alle anderen Händler, mit dieser Situation umzugehen hat.
Er sieht auch, dass die Industrie es derzeit nicht leicht hat. Gestörte Lieferketten führen zu teils erheblichen Mängeln im Materialbereich. Lockdowns in Fernost machen Lieferungen schwer planbar. Und die Preise steigen. Dafür, sagt Ledermann, habe er Verständnis. Was ihm fehlt, ist der partnerschaftliche Austausch, das gemeinsame Lösen von Problemen. Bilateral tausche man sich zwar aus, sagt Ledermann. Aber der Tenor sei oft ein anderer – und es müsse zudem häufiger branchenweit gesprochen werden.
Das ist erstaunlich in einer Branche, die immer wieder aufs Neue das partnerschaftliche Verhalten aller Akteure betont. Tatsächlich liegen die Nerven blank. Das veränderte Kaufverhalten ist allgegenwärtig. Der Handel steht bei manchen Warengruppen schlicht vor leeren Regalen. Zugleich gibt es enormen Druck von Lieferanten, so früh wie möglich zu ordern, weil andernfalls Liefertermine nicht eingehalten werden können. Und dann stellt sich die Frage, wie viel vom verkauften Schuh am Ende hängen bleibt. Fakt ist: Die Hoffnung auf Erholung nach Pandemie und Krieg, auf eine Rückkehr zum „Früher“, ist dahin. Und wohl dem letzten dürfte klar sein, dass alles anders bleiben wird. Das einzige, was in dieser Situation hilft, ist der offene, ehrliche Dialog.