Chaos, Desaster, Debakel. Die weltweite Logistik kommt nicht zur Ruhe. Der Krisenmodus ist zum Dauerzustand geworden. Es brennt an allen Ecken und Enden. In China werden Häfen kurzfristig geschlossen und wieder geöffnet, auf See stauen sich die Schiffe, Container sind Mangelware, Frachtkapazitäten ebenso. Die Folgen sind dramatisch. Nichts ist mehr planbar, zugleich explodieren die Preise. In diesen Tagen Schuhe aus Asien nach Europa zu transportieren, gleicht einer Herkulesaufgabe.
Die Schuhindustrie gehört zu den Vorreitern der Globalisierung. Zur Minimierung der Herstellungskosten wurden bereits vor rund 40 Jahren weite Teile der Produktion ins Ausland verlagert. Eine Folge waren immer längere und komplexere Lieferketten. Wie ein gut getaktetes Uhrwerk sorgte die Logistik in den zurückliegenden Jahrzehnten für einen überwiegend reibungslosen Warentransport von Ost nach West. Auf diese Zuverlässigkeit hat sich die Industrie verlassen können. Heute ist das anders: Nun offenbart sich die Fragilität des Systems.
Ketten können kraftvoll ziehen. Aber sie können auch brechen – oder in den Abgrund reißen. Ketten beinhalten somit immer auch ein Risiko, das kalkuliert werden muss. Die derzeitigen Störungen, die sich zu einem „perfekten Sturm“ zusammengebraut haben, waren jedoch nicht absehbar. Was tun? Eine kurzfristige Verlagerung der Produktion in einer relevanten Größenordnung näher an die Absatzmärkte heran ist utopisch. Die Abhängigkeit von Asien und speziell China ist dafür viel zu groß. Es geht schließlich um Hunderte Millionen Paar Schuhe. Auch Konzepte, die auf eine weitgehende Automatisierung setzen, sind noch Zukunftsmusik.
Aktuell kann es nur darum gehen, Schadensbegrenzung zu betreiben. Das wird schwer genug.