Der Blick auf die nächste Saison ist immer ein Blick in die Glaskugel. Besonders schwierig ist es aber, in Krisenzeiten Prognosen anzustellen. Wie sich enttäuschte Erwartungen anfühlen, das haben viele Händler in diesem Frühjahr und Sommer erlebt: so groß die Hoffnungen auf den Boom nach Corona – und so bitter die Erkenntnis, dass sich der Konsum nicht einfach so erholt und Nachholeffekte ausbleiben, einfach weil viele Menschen anderes im Kopf haben als den Schuhkauf. Trotzdem muss jetzt geplant werden, was in knapp einem Jahr für Begeisterung sorgen soll. Zumal die Industrie Druck macht, um Liefertermine halten zu können. Und ein allzu sicheres, sprich langweiliges Angebot ist garantiert keine Lösung. Glaubt man den Farbprognosen, wie sie etwa die Verbundgruppe SABU veröffentlicht hat, dann wird F/S 23 geprägt sein von Helligkeit: Weiß, Off-White, Natur- und Beigetöne empfiehlt SABU für Damenschuhe. Das Thema hat Potenzial. Aber: „Ich bin gespannt, was mit den vielen weißen Sneakern im Markt passiert“, brachte es unlängst ein Händler auf den Punkt. Es braucht also den präzisen Blick und viel Fingerspitzengefühl, um den Kunden wirklich Neues zu bieten. Viel Bedeutung wird darüber hinaus den Farben eingeräumt. Zweifellos überzeugen die Kollektionen der Hersteller durch viel Farbe: Leuchtendes Gelb, Rot und Türkis, frisches Grün oder softe Sorbettöne machen schon beim ersten Anblick Lust auf den Sommer. Andererseits könnte es sein, dass die Kundinnen lieber auf zeitlose Styles setzen und auf Experimente eher verzichten. Und dann ist da noch die große Frage: Wie viel Galanterie darf, kann, muss sein? Das Angebot ist verlockend und teilweise atemberaubend. Aber: „Die Chance, dass der Anteil an High Heels im Sortiment mal eben auf 10% steigt, ist wohl eher gering“, fasste es besagter Händler zusammen. Nur wird die Pumps aus der Vor-Corona-Mottenkiste auch niemand mehr anziehen wollen.