Egal ob ich durch die Fußgängerzone laufe oder mich auf der virtuellen Shopping-Tour durch die Online-Angebote klicke: Überall werde ich von einladenden Prozentzeichen umgarnt, die mich zum Kauf bewegen wollen.
Klar freut es mich, wenn ich sehe, dass ich sparen kann, und ich kaufe dann vielleicht auch zwei Paar Schuhe, obwohl ich eigentlich nur eines haben wollte; doch wird damit nicht auch das Produkt entwertet? Wir diskutieren viel über das komplexe Zusammenspiel innerhalb der globalen Lieferkette. So viele Menschen sind daran beteiligt, einen Schuh zu designen, zu produzieren, durch die Welt zu schicken und zu verkaufen – wie kann der Schuh dann am Ende so günstig sein, ohne dass irgendjemand schlecht wegkommt?
Rabattaktionen sind für den Handel eine Notwendigkeit, um die Läger zu leeren, und ein wichtiges Marketingmittel. Doch wir lassen in dieser Ausgabe einige Händlerinnen und Händler zu Wort kommen, die ganz bewusst nicht zu jeder Gelegenheit Rabatte anbieten und auch erklären, wieso sie das nicht tun. Schließlich gewöhnt sich die Kundschaft an Rabattaktionen. Das stelle ich auch an meinem ganz persönlichen Kaufverhalten fest. Wenn ich davon ausgehen kann, dass der Schuh in einigen Wochen vermutlich günstiger sein wird, dann warte ich eventuell noch mit dem Kauf und vergesse den Schuh im Zweifelsfall wieder. Wenn ich in einen Laden gehe, bei dem ich weiß, dass der Preis steht, dann kaufe ich ihn direkt.
Um sich zumindest teilweise dem Preiskampf zu entziehen, ist als Händler besonders wichtig, die Wertschätzung für das eigene Produkt glaubhaft und selbstbewusst zu vermitteln. Wenn ich von schönen Schaufenstern oder außergewöhnlichen Schuhen angelockt werde und mich ein Händler mit Emotionen und Fakten davon überzeugen kann, dass der Schuh seinen Preis wert ist, denke ich nicht darüber nach, ob ich woanders 10% weniger bezahle.