Mitte Dezember, ein Termin in Soest. Zu Besuch bei Schuhhändler Marc Schreiber. Ein typischer Local Hero im Herzen von Westfalen. Sieben stationäre Geschäfte, dazu ein wachsendes Online-Business. Schreiber macht sich Gedanken. Über das eigene Unternehmen, das er in fünfter Generation führt, aber auch über die Schuhbranche im Allgemeinen. Mit Blick auf das neue Jahr fordert er in erster Linie Konzentration und Konsequenz.
Spannungsfeld: Amazon und Zalando wachsen weiter
In den vergangenen Jahren seien ausreichend neue Baustellen aufgemacht worden, so der Unternehmer. „Wir sollten uns zunächst darauf konzentrieren, diese abzuarbeiten, bevor wir uns neuen Themen zuwenden.“ Den Überblick zu bewahren, konkrete Lösungen zu entwickeln und sich dabei nicht in immer neuen Details zu verzetteln – das sind gute Vorsätze für 2018. Für Marc Schreiber in Soest, aber auch für den Rest der Branche. Viele Themen, die die Schlagzeilen in den vergangenen Monaten beherrscht haben, werden auch in den kommenden Monaten den Ton angeben. An erster Stelle steht dabei weiterhin das Mega-Thema Digitalisierung. Auch wenn es der ein oder andere schon nicht mehr hören kann: Online wird weiter wachsen und Umsatzanteile hinzugewinnen – insbesondere zu Lasten des stationären Fachhandels. Amazon und Zalando werden nicht locker lassen. Diese Situation erfordert eine klar definierte digitale Strategie. Viele Akteure in Handel und Industrie haben dies längst erkannt und im vergangenen Jahr zum Teil erheblich investiert: in Know how, Systeme und Technologien. Das soll sich nun auszahlen. Durch engere Vernetzung, eine verbesserte Warenverfügbarkeit und mehr Durchblick im Daten Dschungel.
Doch auch 2018 wird die Technik nicht das Allheilmittel sein. Vielmehr steht die Branche in einem scheinbar widersprüchlichen Spannungsfeld, das neben technologischen Fortschritten zusätzliche ’soft skills‘ erfordert: mehr Service, mehr Erlebnis und Emotionen auf den Flächen. Die Mitarbeiter im Verkauf mit Tablets auszurüsten dürfte in dieser Hinsicht bei weitem nicht ausreichen. Vielmehr geht es um eine Renaissance der klassischen Tugenden des stationären Handels, durch die er seine historisch gewachsene Funktion als Stätte der Begegnung und der Inspiration bewahren kann.
Gutes bewahren, Stärken stärken, Innovationen offen annehmen– 2018 wird nicht langweilig. Versprochen.