"Die hohe Inflationsrate stellt uns alle vor sehr große Herausforderungen. Die Verbraucher werden nicht in gleichem Maße mehr Geld im Portemonnaie haben. Energie und Lebenshaltung verschlingen das Gros des verfügbaren Einkommens. Das ist jetzt schon spürbar.
Schuhe werden im Schnitt um 10% teurer und es bleibt also die spannende Frage: Wofür geben die Verbraucher nächstes Jahr Geld aus, wenn sie weniger davon haben?
Studien zufolge wird sich das veränderte Kaufverhalten durch die Corona-Krise in den nächsten Jahren weiter fortsetzen. Konkret heißt das, E-Commerce wird nach einer Abkühlungsphase weiterwachsen. Profilierte regionale Geschäftsmodelle werden ebenfalls profitieren, da diese auf ihre lokalen Zielgruppen sehr spezifisch eingehen.
Wir haben für unsere Händler eine Musterrechnung angestellt und erwarten bei einem durchschnittlichen Schuhhändler eine Kostensteigerung von rund 4% vom Umsatz. Damit ist im Normalfall die Gesamtrendite vernichtet, der eine oder andere rutscht sogar in die Verlustzone. Dieser Effekt kann nur durch eine Umsatz- bzw. deutliche Warenrohertragssteigerung kompensiert werden.
Wie können sich die Schuhhändler darauf vorbereiten? In erster Linie muss der Einkauf strategisch gut geplant sein. Jeder Händler muss sein Sortiment analysieren und sich die Frage beantworten: „Wie viel Geld verdiene ich mit welchen Produkten/Marken?“. Hoher Fokus sollte daher auf der Warenrohertrags-, Limit- und Abschriftenplanung liegen. Die Liefertermine müssen bedarfs- und saisongerecht gewählt werden. Im Einkauf müssen dann diese Planungswerte sehr akribisch verfolgt werden, damit das Gesamtsortiment die geplante Wareneingangskalkulation auch erreicht und die Limits nicht überzogen werden. Zur besseren Abschriftensteuerung lohnt ein Blick auf die Wahl zwischen Festsortimenten und freier Einteilung. Unseren Analysen zufolge verbrauchen gerade Randgrößen hohe
Abschriftenbudgets.
Auf der Fläche schließlich zählt die individuelle Beratung der Kunden und Kundinnen, mit denen der Fachhandel gerade unter schwierigen Rahmenbedingungen punkten kann. Hier gewinnen Unternehmen mit gut geschultem und motiviertem Personal. Alles in allem wird die Unternehmenssteuerung für alle Beteiligten anspruchsvoller. Dennoch gilt es, gerade jetzt die Krise mutig als Chance zu nutzen"
Tobias Eichmeier|ANWR Schuh