Vor allem die Faktoren Energiepreise, Rohstoffengpässe und Fachkräftemangel sind die entscheidenden Risiken. Das sind die Ergebnisse der jüngsten DIHK-Konjunkturumfrage, an der sich rund 28.000 Unternehmen beteiligt haben. „Die Unternehmen schätzen ihre aktuelle Geschäftslage zwar deutlich besser ein als noch im Frühsommer“, berichtet DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben von den Ergebnissen der Erhebung. „Hier kommt der Schwung des Sommers nach dem Lockdown zum Tragen. Allerdings sind die Erwartungen an die kommenden zwölf Monate niedriger, als es für einen nachhaltigen Aufholprozess notwendig wäre.“ Damit sei klar: „Vor Ende nächsten Jahres werden wir das Vorkrisenniveau kaum erreichen. Es wird eine große Herausforderung, auf einen tragenden Wachstumspfad einzumünden.“ Der sei aber notwendig, um die Klimapolitik in Deutschland umzusetzen oder auch die demografische Belastung zu stemmen. Bei den Erwartungen der Unternehmen schlagen in der Umfrage quer durch alle Branchen und Regionen viele Geschäftsrisiken durch, die sich nicht schnell lösen lassen. Als besondere Hürden beschreiben die Betriebe die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie strukturelle Herausforderungen wie den Fachkräftemangel oder den Klimaschutz.
Die DIHK senkt seine Wachstumsprognose für 2021, die im Frühsommer noch bei 3,0% gelegen hatte, daher auf 2,3 %. „Das Aufholwachstum flacht ab. Für das kommende Jahr erwarten wir ein BIP-Wachstum von 3,6%“, so der DIHK-Hauptgeschäftsführer. Davon entfallen 1,6 Prozentpunkte auf statistische Effekte. „Das tatsächliche Wachstum beläuft sich im nächsten Jahr auf lediglich 2 Prozent“, so Wansleben.
Aktuelle Situation überdurchschnittlich
Ihre derzeitige Geschäftslage beurteilen 43% der Unternehmen als gut, nur noch 14% als schlecht. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen springt damit von 2 Punkten in der Vorumfrage auf nunmehr 29 Punkte. Die positive Lageeinschätzung wird von allen Wirtschaftsbereichen geteilt, fällt aber unterschiedlich stark aus. Am deutlichsten aufgehellt ist die aktuelle Lagebewertung bei den Branchen, die am meisten und längsten mit Einschränkungen ihres Geschäftsbetriebes in der Corona-Pandemie zu kämpfen hatten: Im Handel klettert der Lagesaldo von minus 3 auf 25 Punkte, bei den Dienstleistern von minus 11 auf 25 Punkte. Besonders gut ist die Stimmung mit einem Saldo von 51 (nach zuvor 41) Punkten weiterhin im Baugewerbe, doch auch die Industrie meldete gegenüber dem Frühsommer Verbesserungen (35 nach zuvor 25 Punkten).
Kein fulminanter Neustart in Sicht
Immerhin verbessern sich dennoch auch die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate: Der Saldo aus Besser- und Schlechter-Bewertungen, der in der Vorumfrage nur mit einem Punkt im Plus lag, beträgt nun 10 Punkte. Angesichts des immensen Aufholbedarfes schätzt Martin Wansleben die Erwartungen dennoch als verhalten ein. „Insgesamt macht sich nach einem kurzen Aufschwung schon jetzt Ernüchterung breit“, so der DIHK-Hauptgeschäftsführer, und er warnt: „Wir schwenken in einen flachen Wachstumspfad ein. Das reicht nicht aus, um die vielfältigen und vielschichtigen Herausforderungen zur Überwindung der Krise und des Strukturwandels zu meistern.“ So rechnet vor allem die Industrie im Vergleich zum Frühsommer kaum mit einer stärkeren Belebung (Saldo von 17 nach zuvor 16 Punkten). Hier schlägt durch, dass trotz voller Orderbücher viele Unternehmen die Aufträge nicht abarbeiten können. Auch macht sich eine Stimmungseintrübung vor allem bei den energie- und rohstoffintensiven Vorleistungsgüterherstellern bemerkbar.
Im Bau und beim Handel verbessern sich die Erwartungen für die kommenden Monate auf niedrigem Niveau: Bei den Bauunternehmen bleiben die Skeptiker wegen der Energie- beziehungsweise Rohstoffpreise und wegen des Fachkräftemangels in der Überzahl (Saldo minus 7 nach zuvor minus 14 Punkten); der Handel erreicht einen Saldo von 1 Punkt nach minus 10 Punkten.
Größte Herausforderungen: Engpässe bei Personal und Rohstoffen
Bei den Geschäftsrisiken haben sich die Gewichtungen verschoben: Zentrales Problem ist derzeit der Fachkräftemangel, den 59% (nach zuvor 43%) als Geschäftsrisiko einstufen, dicht gefolgt von den Energie- und Rohstoffpreisen (58% nach zuvor 42%). Auch das Geschäftsrisiko Arbeitskosten (40% nach zuvor 34%) steigt wieder an. Hingegen haben die konjunkturellen Risiken aus Sicht der Unternehmen an Bedeutung verloren: Das Risiko einer schwächelnden Inlandsnachfrage (36% nach zuvor 48%) hat ebenso abgenommen wie Risiken in Bezug auf die Auslandsnachfrage oder die Finanzierung.