„Wir sollten dem Schmerz nicht aus dem Wege gehen, sondern ihn als Kompass auf der Suche nach dessen Ursachen verstehen. Doch meistens beginnt der Teufelskreis aus Schmerz, Schmerzvermeidung, Bewegungshemmung und dann der Verstärkung der Schmerzursachen. Jetzt kommen Sie und verpassen dem Kranken zu alledem noch einen bequemen Schuh.“ Dies sei, sofern es eine isolierte Maßnahme bleibt, kontraproduktiv. Das maskiere den Schmerz nur.
Nun mochte mancher denken, der Berater erfolgreicher Sportler habe gut reden. Seine Patienten sind jung, athletisch, hochmotiviert und selten multimorbid. Doch anhand einiger Video-Beispiele aus seiner Praxis bewies Gharavi, dass das so nicht stimmt: Eine über Achtzigjährige erlernte anhand einer Art elastischer Schaukel, wieder in die Hocke zu gehen. Ein Mann – „den ich sozusagen vom OP-Tisch gerissen hatte“ – stieß während einer Fußmassage zwar Schmerzensschreie aus, „aber die dort völlig verklebten Faszien waren eine wesentliche Ursache seiner Hüftprobleme.“ Und schlussendlich zeigte das Video einen Patienten, der unterstützt von einer Schlinge im flachen Handstand auf seinen Händen ging. Die Umkehrung der Kraftachse trainiere die Wahrnehmung des Bodenkontaktes nunmehr mit den Händen, was die Sinne auch für die Füße stärken solle. „Wenn Sie mit einem Schmerz zu einem guten Physiotherapeuten gehen“, so verriet der Referent eine Faustregel, „wird der Experte die eigentlich schmerzende Stelle nur behutsam ertasten und seine Behandlung stattdessen meist an einem anderen Körperteil beginnen.“