„Die Stimmung im Land ist gespenstisch“, berichtet Elena Terrin, Chefin des italienischen Schuhanbieters Donna Carolina. Schon seit sechs Wochen sind die Schulen geschlossen; die jüngste Ankündigung, auch alle nicht lebensnotwendige Produktion im Land stillzulegen, ist nur ein weiterer Tiefschlag in einer ohnehin angespannten Situation. Terrin beschreibt die derzeitige Situation als „sehr kompliziert“. Und sie geht davon aus, dass der Shut-Down in weiten Landesteilen nicht, wie bislang angekündigt, am 3. April enden wird.
Bei Donna Carolina hat man sich frühzeitig mit den neuen Bedingungen arrangiert. Alle Beschäftigten der Administration arbeiten im Home Office, auch die Entwicklung. Einmal pro Woche werden Konferenzen abgehalten, damit jeder auf dem aktuellen Stand ist. Da Donna Carolina Produktionskapazitäten auch in Osteuropa hat, konnte in Italien nicht mehr mögliche Fertigung dorthin verlagert werden.
„Die Branche ist nahezu lahmgelegt“, berichtet Dirk Kanzok, der für den italienischen Schuhhersteller EB Shoes (Everybody) tätig ist. Bereits vor dem von Ministerpräsident Giuseppe Conte angekündigten vollkommenen Shutdown hatten viele Unternehmen ihre Produktion weitgehend eingestellt oder zumindest deutlich reduziert.
Everybody unterhält im italienischen Rosalino nahe Venedig seine Administration, den Entwicklungsbereich und eine Produktionslinie für Kleinstserien. Auch hier wurde der Betrieb so weit wie möglich heruntergefahren. Ähnlich sieht die Situation in anderen Unternehmen aus. Auch in der Zulieferindustrie stehen die Bänder derzeit still.
Auf schuhkurier-Anfrage teilte Siro Badon, Präsident des italienischen Schuhhersteller-Verbandes Assocalzaturifici, mit, dass man alles tue, um die schwierige Situation zu meistern. „Gegenwärtig sehen die Bestimmungen des Dekrets des Premierministers vor, dass vom 23. März 2020 bis zum 3. April die Produktions-, Industrie- und Handelstätigkeiten des Landes eingestellt werden, um dem Covid-19-Notfall entgegenzuwirken – mit Ausnahme der Unternehmen im Bereich Lebensmittelversorgung und Gesundheit. Assocalzaturifici versucht derzeit, die Unternehmen, welche Sicherheits- und Schutzschuhe herstellen, von dieser Verordnung auszunehmen.“
Die italienische Produktion von Schuhen mit Metallschutzkappe wird für 2018 auf ca. 8,3 Mio. Paar geschätzt; dies entspricht einem Wert ab Werk von 214,4 Mio. Euro. Der Anteil dieses Sektors an der nationalen Schuhproduktion beträgt 4,5% der Gesamtmenge bei einem Exportwert von 392 Mio. Euro.