Herr Tretter, seit Juli bilden Sie offiziell gemeinsam mit Ihrem Vater und Ihrem Bruder die Geschäftsführung des Unternehmens Tretter. Tatsächlich sind Sie und Ihr Bruder schon seit längerem im Unternehmen verantwortlich. Warum wurde die Veränderung jetzt kommuniziert?
Es stimmt, dass mein Bruder Gregor und ich schon seit einiger Zeit gemeinsam mit meinem Vater die Unternehmensleitung innehaben. Insofern ändert sich mit der nun offiziellen Bekanntmachung an den operativen Abläufen wenig bis gar nichts. Die Veröffentlichung hat eher einen formellen Charakter und ist ein Signal an unsere Mitarbeiter und unsere Partner, dass die Söhne jetzt auch verantwortlich zeichnen.
Wann stand für Sie und Ihren Bruder fest, dass Ihre berufliche Zukunft im Schuhhandel liegen würde?
Ich habe das relativ früh gewusst. Schon als Kind habe ich beobachtet, dass mein Vater immer mit Freude und einem Lächeln im Gesicht zur Arbeit gegangen ist. Er hat seinen Job mit Hingabe erledigt – und das ist bis heute so. Im Studium habe ich oft erlebt, dass Menschen wenig positiv über ihre Jobs sprachen. Ich wollte eine Arbeit, die mir so viel Freude macht, wie ich das bei meinem Vater erlebt habe. Nach einer Zwischenstation in einer Unternehmensberatung habe ich daher im Frühjahr 2019 in unserem Familienunternehmen angefangen. Bei meinem Bruder war es ähnlich, er hat in München studiert und sich in Italien fortgebildet. Auch für ihn war früh klar, dass er sein Berufsleben bei Tretter starten würde. Er ist seit Herbst 2015 im Unternehmen. Unsere vier jüngeren Schwestern haben sich für andere Laufbahnen entschieden.
Wie sind die Aufgaben innerhalb der Geschäftsführung aufgeteilt?
Alle wichtigen Entscheidungen treffen wir zu dritt. Ich bin zwar persönlich nicht im Einkauf aktiv, bei großen Orderterminen aber auch im Sinne der Kontaktpflege dabei. Mein Bruder Gregor und unser Vater verantworten gemeinsam den Einkauf: Gregor die Damenschuhe und unser Vater die Herrenschuhe. Mein Bruder kümmert sich außerdem um das Marketing. Und meine Aufgabengebiete sind das Rechnungswesen, Buchhaltung und Personal. Verkauf und Vertrieb verantworten wir wiederum gemeinsam, weil es uns wichtig ist, in den Filialen vor Ort zu sein und eine enge Bindung zu unseren Mitarbeitenden zu pflegen.
Hatten Sie in der Corona-Pandemie Zweifel, ob eine Karriere im Schuhhandel wirklich Zukunft hat?
Die Pandemie hat unser Geschäftsmodell von einem auf den anderen Tag umgekrempelt. Die Läden waren zu, München als Touristen-Hotspot stand still. Das hat schon große Bedenken verursacht. Wir haben uns hinterfragen müssen. Eines aber stand und steht fest: Wir glauben an den stationären Handel. Allerdings werden wir in den 1a-Lagen nicht mehr das Niveau von 2019 erreichen. Daher haben wir unsere Strategie justiert und auch einige heilige Kühe geschlachtet.