Dass Schuhhändler, wenn ohnehin alles schwierig ist, den Kopf nicht unbedingt für Schuhcreme und Imprägnierer frei haben, können Bals und Sauter nachvollziehen und setzen auf Überzeugungsarbeit beim Thema Werterhalt mit der richtigen Pflege der Schuhe. Zugleich hat das Unternehmen BNS auch an anderer Stelle mit Herausforderungen zu kämpfen: „Wir dachten ja alle, die Pandemie sei das Schlimmste, was uns passieren kann. Weit gefehlt! Es kamen ganz andere und immer noch andauernde Unwägbarkeiten hinzu“, sagt Sauter. Auf die Veränderungen im Handel reagiere BNS mit neuen Konzepten. „Es gibt aber auch Entwicklungen auf den Beschaffungsmärkten wie eine Verknappung von Rohstoffen und Materialien, die uns sehr betreffen. Wir sind in einer Art Sandwich-Position.“
Stichwort neue Konzepte: In diesem Bereich hat sich nach Überzeugung der beiden Geschäftsführer viel getan. Trotz Pandemie habe man die zurückliegenden Jahre genutzt, um sich neu auszurichten. Taktgeber ist dabei auch Reinhard Schneider, Inhaber und Geschäftsführer von Werner & Mertz und Visionär im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Für ihn seien Vertrauen die Währung der Zukunft und Ehrlichkeit ein unverzichtbares Gut. „Themen wie Greenwashing oder auch nur ansatzweise etwas versprechen, das wir nicht halten können, sind für Reinhard Schneider und uns undenkbar“, berichtet Bals, seit 2000 Geschäftsführer von BNS. „Händler wie Verbraucher brauchen vertrauenswürdiges Handeln in einem unübersichtlichen Markt voller Versprechen.“ Frank Sauter ergänzt: „Wir distanzieren uns deutlich von dem Bauerntrick, bei der Qualität zu sparen. Auch ist die Nutzung von käuflichen Siegeln, die Nachhaltigkeit vorgaukeln, für uns tabu. Wir werden nicht zulassen, dass in unserem Wettbewerbsumfeld Schindluder getrieben wird. Wenn wir uns zertifizieren lassen, dann nach höchsten Kriterien.“ Stolz mache es beide Geschäftsführer, dass nicht nur das Unternehmen, sondern inzwischen auch das polnische BNS-Werk nach dem europäischen Umwelt- und Energiemanagementsystem EMAS zertifiziert ist. Das Werner & Merz-Werk in Hallein bei Salzburg verfügt mittlerweile zudem über das Bluesign-Siegel, das vor allem im textilen Sektor von Bedeutung ist.
Klar positionieren sich die beiden BNS-Geschäftsführer auch beim Thema Klimaneutralität. „Die derzeit gängige Praxis, CO2-Ausstoß durch das Pflanzen von Bäumen auszugleichen, ist nicht der richtige Weg“, betont Marc Bals. „Auch hier geht es um Vertrauen. Wenn jemand sagt, er sei klimaneutral, dann soll er es auch wirklich sein – und nicht ein paar Euro dafür zahlen, dass anderswo Bäume gepflanzt werden. Sinnhaft ist nur das eigene Handeln.“
Den Veränderungsprozess, der bei BNS in den Pandemiejahren vollzogen wurde, nennt Frank Sauter Häutung: „Wir haben uns neu aufgestellt und unser Markenspektrum gestrafft.“ So wurden z.B. Schuhspanner und Schuhanzieher in andere, bestehende Marken integriert. Zudem wurde das Verpackungsdesign von Solitaire und Bergal erneuert und Look and Feel beider Marken harmonisiert. Vor allem aber bei den einzelnen Produkten setzten die Mainzer an: „Wir haben alles auf den Prüfstand gestellt und überlegt, wo wir noch etwas verbessern können“, blickt Frank Sauter zurück und ergänzt: „Wir haben viel, viel gearbeitet.“
Darüber hinaus wurden die BNS Vertriebsmitarbeiter fit für die neuen Herausforderungen gemacht und alternative Trainingskonzepte, wie E-Learning und Video-Schulungen, optimiert.“ Für Sauter steht fest: „Wir haben die Transformation hinter uns, die anderen noch bevorsteht. Wir können uns auf den Markt konzentrieren.“
Die Produkte von BNS reichen von Einlagen über Schuhspanner bis zur Pflegecreme. (Foto: BNS)