Einiges neu, vieles beim Alten: Die Berlin Fashion Week zeigte sich von ihrer zwar durchaus inspirierenden, aber doch überwiegend vertrauten Seite. So progressiv sich die Berliner Modewelt auch gibt: Im Januar bewegte sie sich mehrheitlich in gewohnten Fahrwassern.
Dienstag, 16. Januar, Premium. Mein Gedanke: ’Sicher gibt es wieder lange Wartezeiten am Einlass‘. Die Realität: Ich warte eine halbe Stunde. Ein weiterer Gedanke: ’Bestimmt ist es in den Hallen wieder viel zu warm‘. Die Realität: Es herrschte quasi Hitze. Noch einer: ’Die meisten Aussteller werden sich wieder auf die Messe freuen‘. Die Realität: Fast jeder Interviewpartner spricht von einem guten Auftakt.
Einen Tag später sieht es auf der Panorama in Bezug auf Erwartungshaltung und Wirklichkeit kaum anders aus: Die Messe hat ihre Hallen erneut anders strukturiert. Viele Schuh-Aussteller sind wieder mal nicht allzu glücklich mit ihrer Positionierung, äußern sich aber dennoch positiv zum Messeverlauf. Auch die Mode sorgte für wenig Überraschungen: Es wird fellig, es wird rot und selbst die extrovertierten Sneaker mit Ballon-Sohlen sind schlichtweg Varianten der gehypten Balenciaga-Modelle.
Bitte nicht falsch verstehen: Es gab durchaus Innovationen. Die Premiere der Fashionsustain etwa überzeugte mit ihrer Mischung aus emotionaler Ansprache und harten Fakten. Überhaupt haben die grünen Messen durch die Kooperation mit der Premium Group an Fahrt geworden. Und wer weiß, vielleicht entsteht hier ja eine neue Plattform für zukunftsorientierte Ideen? Die Show & Order scheint im Kühlhaus ebenfalls besser aufgehoben zu sein – zumindest wirkte das Konzept im Stile eines Department Stores um einiges stimmiger als in der Vergangenheit.
Ich habe Berlin daher wieder mit dem Gefühl verlassen, Teil eines recht gut funktionierenden Zusammenspiels aus Messen, Mode und Menschen gewesen zu sein. Denn ich habe durchaus viele – wenn auch eben wenig neue – Eindrücke gesammelt. Unter’m Strich: Ich bin zufrieden.
Ein Wort, das mir übrigens auch in Gesprächen am letzten Tag immer wieder begegnete. Diese Zufriedenheit liegt vielleicht gar nicht so sehr an guten Geschäften – die in Berlin ohnehin keine große Rolle spielen dürften. Es ist vielmehr die gelassene Atmosphäre vor Ort, in der Vertrautes auf kleine Highlights trifft. Hinzu kommt außerdem die Tatsache, dass sich viele Akteure schlichtweg daran gewöhnt haben, dass es bei der Fashion Week vor allem um Marketing und Networking geht. Auch scheinen die Anforderungen an Premium & Co. nicht so groß zu sein wie noch an die alte Bread & Butter, von der jede Saison aufs Neue ein sich selbst übertreffendes Event-Meisterwerk erwartet wurde.
Es war also alles ok in Berlin. Blickt man aber auf die aktuellen Entwicklungen rund um den Verkauf der Premium Group – Stichwort internationale Ausweitung – stehen echte Neuheiten vielleicht schon in den Startlöchern.