Ausgezeichnet wurde das von Johannes Nölscher entwickelte Start-up Zilect. Dieses entspricht nach Überzeugung der Jury dem diesjährigen Motto der Preisausschreibung „Der Kunde im Fokus“.
Neue Schuh-Kollektionen können via Zilect bereits vor der Orderphase von potenziellen Endkunden bewertetet werden. So sollen Industrie und Handel frühzeitig Trends erkennen und ihre Prozesse darauf ausrichten können. Und der Verbraucher bekommt idealerweise den Schuh, den er sich gewünscht hat. Der August Blanke-Preis für Johannes Nölscher ist mit 15.000 Euro dotiert. Günter Althaus, Vorstandsvorsitzender der ANWR Group, überreichte den Preis im Rahmen der 100-Jahr-Feier in Hamburg.
Johannes Nölscher, Mit-Geschäftsführer von Schuhhaus Kaufmann in Heilbronn, kennt die Prozesse im Schuhhandel und die Anforderungen der Kunden: „Aktuell wird das Schuh-Angebot für den Kunden fast ausschließlich durch die Vorauswahl der Einkäufer gestaltet. Die Order und das anschließende Warenbild auf der Fläche basieren auf deren Erfahrung, Expertise und Bauchgefühl.“ Im klassischen Orderprozess werde aber der wichtigste Akteur, der Konsument, ausgeschlossen. „Mit Zilect kann der Kunde nun das mögliche Angebot anhand seiner eigenen Bedürfnisse vorab bewerten und findet beim Händler dann genau die Schuhe, die ihm gefallen“, ist der Unternehmer überzeugt.
Weniger Risiko, mehr Sicherheit
Die Konsumforschung via Zilect soll das Risiko des falschen Einkaufs für den Handel reduzieren. Trendvorhersagen durch die Online-Bewertung sollen zudem auch der Industrie helfen. Die Gewichtungen innerhalb einer Kollektion können gemäß dem Konzept noch vor Produktionsbeginn optimiert werden. Damit könnte Zilect nach Überzeugung des Gründers zum wertvollen Bindeglied zwischen Industrie, Handel und Kunde werden.
Die Idee hatte Johannes Nölscher im Mai 2018, die Umsetzung begann bereits im Juli. Ein erster Testdurchlauf mit Ricosta wurde im März 2019 realisiert, ein zweiter läuft bis Anfang Juli mit der Damenschuhmarke Jana. Bei der technologischen Umsetzung wurde der 34-jährige Händler vom technischen Team der Online-Plattform der ANWR Group, schuhe.de, unterstützt.
Zilect soll Herstellern die Möglichkeit bieten, vor Beginn der Orderphase ausgewählte Artikel der Kollektion auf der Website von Zilect nach drei Kriterien bewerten zu lassen: Design, Preis und Kaufwahrscheinlichkeit. Nach Beendigung der Bewertungsphase werden die Daten überprüft und ausgewertet. Diese Informationen kann der Händler zu Beginn der Order nutzen. Sobald die Schuhe ausgeliefert und auf der Plattform schuhe.de gelistet sind, erhalten die Teilnehmer eine Information zu den Schuhen, die sie positiv bewertet haben, und bekommen die Verfügbarkeit beim nächsten lokalen Händler oder auf schuhe.de angezeigt.
Jury-Meinung: Warenbeschaffung vom Kunden ausgehend gedacht
Nach Meinung der Jury bindet Zilect den Kunden optimal in den gesamten Prozess der Warenbeschaffung ein und dreht damit die Wertschöpfungskette um. Das siebenköpfige Experten-Gremium setzte sich zusammen aus: Günter Althaus (Vorstandsvorsitzender ANWR Group), Tom van Geemen (als Vertreter des Aufsichtsrats), Andreas Chwallek (Chefredakteur ’Der Handel‘), Christine Brand (als Vertreterin der Handelsseite), Prof. Dr. Jörg Funder (Hochschule Worms), Bernd Hummel (als Vertreter der Industrie, CEO Kangaroos) und Harald Krug (Innovationsmanagement ANWR Group).
Seit 2014 zeichnet die ANWR Group Unternehmen und Konzepte des Handels mit dem August-Blanke-Preis. Unter den Prämissen „Achtung vor Tradition“ und „Unbedingter Wille zum Fortschritt“ legte August Blanke, Mitbegründer und erster geschäftsführender Vorstand der Nord-West-Schuhwaren-Einkaufsgenossenschaft, 1919 den Grundstein für die heutige ANWR Group.