„Wir haben einen ganz guten Aufholprozess mit zwei-, teilweise dreistelligen Umsatzzuwächsen pro Monat gehabt. Wir haben gut aufgeholt zu 2019 und waren auch insgesamt positiv gestimmt“, blickte Siegfried Jacobs zurück – doch dann änderte sich das Kaufverhalten, bedingt durch den Ukraine-Krieg und damit einhergehende Preissteigerungen. Ohne diesen Einbruch wäre der hohe Vorjahresumsatz im Juni mit fast 20% Umsatzwachstum in 2021 unter normalen Umständen in diesem Jahr wohl nicht wieder erreicht worden, so Jacobs. Bis jetzt sei keine Erholung spürbar: „Es wird stärker nach Bedarf gekauft. Auch im Hochpreissegment sitze das Geld nicht mehr ganz so locker“, so Jacobs.
Insgesamt schloss der stationäre Schuheinzelhandel nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes das erste Halbjahr mit einem Plus von rund 60% zum Vorjahr ab. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 steht für die Schuhgeschäfte allerdings im Durchschnitt noch immer ein Minus von etwa 10% zu Buche. Aber: „Wenn man in die Branche hineinhört und mit vielen Händlern spricht, hört man ganz andere Zahlen“, so Jacobs: So liege der typische mittelständische Fachhandel immer noch bei 15 und 20% Umsatzminus zum Vergleichsjahr 2019, insbesondere in strukturschwachen Regionen. Offenbar konnten aber eine ganze Reihe größerer Filialisten und gut aufgestellter inhabergeführter Schuhgeschäfte deutlich stärker aufholen – teilweise auch aufgrund eines hohen Onlineanteils, den sie in Zeiten von Lockdown und starken Zugangsbeschränkungen stark ausgebaut hatten.
Die Zahl der Unternehmen ist nach wie vor rückläufig. „Wir liegen bei 3.000 Geschäften mit 11.000 Stores“, erläuterte Jacobs. „Die Zahl der Stores ist nach wie vor hoch, wir haben eine gewisse Kontinuität, aber die Zahl der Geschäfte ist rückläufig, sodass wir davon ausgehen, dass wir 6% Unternehmen im Vergleich zu 2021 verloren haben.“ Das liegt auch an der demografischen Entwicklung.