„Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen.“ Axel Augustin, Geschäftsführer des BLE Handelsverband Lederwaren, blickte im Vorfeld der ILM Winter Styles vom 16. bis 18. Februar auf die Geschäftsentwicklung im abgelaufenen Jahr zurück. Der BLE Handelsverband Lederwaren schätzt, dass der gesamte Einzelhandel mit Lederwaren im Durchschnitt den Vorjahresumsatz knapp halten konnte.
Nach ersten Hochrechnungen wurden im letzten Jahr Taschen, Koffer, Schulranzen und Kleinlederwaren im Wert von rund 2,6 Mrd. Euro an die Kunden abgegeben. Diese Zahl umfasst alle Vertriebswege – vom Fachgeschäft über den Online-Handel bis zu den Lebensmitteldiscountern. Allerdings sei die Entwicklung der einzelnen Vertriebswege unterschiedlich. „Der Lederwarenfachhandel hat das letzte Jahr wahrscheinlich mit einem kleinen Umsatzminus von etwa einem Prozent abgeschlossen“, so Axel Augustin. Das Statistische Bundesamt errechnete für die ersten elf Monate des Jahres 2018 ein vorläufiges Umsatzminus von 0,5 Prozent. Dies werde von einer aktuellen BLE-Umfrage im Lederwarenhandel bestätigt. Danach konnte ein Drittel der Teilnehmer seinen Umsatz steigern oder stabil halten. Zwei Drittel mussten dagegen Einbußen hinnehmen. Auf Basis der jüngsten Umsatzsteuerstatistik 2016 schätzt Augustin, dass im Jahr 2018 rund 1.200 spezialisierte Lederwarenhandel auf dem Markt aktiv waren.
Das Hauptproblem im letzten Jahr sei der lange Sommer gewesen. Diese habe die Besucherfrequenzen in den Innenstädten deutlich sinken lassen. Vor allem Modehändler überlegten daher, ob Gastro-Konzepte in ihre Geschäften Sinn machen könnten, um die Verweildauer der Kunden zu erhöhen. Speziell im Lederwarenhandel mussten sich zahlreiche Unternehmer außerdem mit der neuen Vertriebsstrategie von Rimowa auseinandersetzen und Alternativen für ihr Sortiment suchen.
Lederwarenhandel Umsatz: Rabatte als Problem
Ansonsten sieht sich der Lederwarenhandel mit den typischen Herausforderungen fast aller innenstädtischen Handelsformate konfrontiert. Laut der BLE-Umfrage sind dies neben den rückläufigen Kundenbesuchen vor allem zu frühe und umfangreiche Preisreduzierungen. „Und auch der immer stärkere ,Black Friday‘ ist Gift für die Rendite“, berichtet Augustin.
Immer stärker in den Fokus rücke zudem der Personalbereich. Laut BLE-Umfrage ist die Rekrutierung guter Mitarbeiter und Auszubildende nach den Rabattschlachten das zweitgrößte Problem im Lederwarenfachhandel. Auf Platz drei folgt dann der Punkt „Umsatzverlust bei marktstarken Lieferanten“.
Trotzdem zeigt sich der Lederwarenfachhandel für das Jahr 2019 optimistisch gestimmt. Immerhin drei Viertel der befragten Lederwarenhändler erwarten laut der BLE-Umfrage ein Umsatzpari, ein Achtel hofft in diesem Jahr auf ein leichtes Plus.