Auch vom GMS aus Köln kommt scharfe Kritik an den jüngsten Beschlüssen: Diese seien ein „Armutszeugnis“, erklärt Geschäftsführer Thomas Schulte-Huermann. Es sei versäumt worden, eine ausreichende Anzahl an Impfdosen zu beschaffen und es fehlten noch immer die Tests für eine flächendeckende Teststrategie. „Nun fällt der Politik nichts Besseres ein, als den Lockdown zu verlängern und hart erkämpfte Öffnungen wieder zu beenden. Ausbaden muss dies alles der Bürger durch eine massive Einschränkung der Grundrechte und der Facheinzelhandel, der sich in einem beispiellosem Lockdown befindet. Wir sehen unverändert keine bedrohlichen Ansteckungen im Einzelhandel und können daher nicht nachvollziehen, warum nicht weitere Geschäfte öffnen dürfen. Die Hygienekonzepte sind inzwischen ausgereift und erprobt. Wir alle dürfen eine intelligente Lösung erwarten, die uns die Politik nicht liefert. Es bleibt die letzte Hoffnung, dass die Impfungen an Fahrt aufnehmen“, so Schulte-Huermann. Jeder Fachhändler sei jetzt gefordert, die Überbrückungshilfe III zu beantragen. Wer dies bisher nicht genutzt habe, weil er glaube, ohne die Zuschüsse auszukommen, oder den Antragsprozess scheue, sollte spätestens jetzt alles daran setzen, die Gelder der Staates zu beantragen, um sein Unternehmen zu schützen.
„Sofortige Öffnung“
Stephan Krug, Geschäftsführer des SABU, stellt klar: „Die Beschlüsse sind leider die konsequente Fortsetzung einer falschen, ideenlosen und irregeleiteten Strategie. Anstatt die Inzidenztreiber private Zusammenkünfte, Betriebe, Schulen und Kindergärten mit einer verbindlichen, gut durchdachten Test- und Impfstrategie auszustatten, trägt wiederum der Handel, der nachgewiesenermaßen kein Inzidenztreiber ist, einen Großteil der Last eines verfehlten Umgangs der politischen Entscheider mit der Pandemie.“ Dies sei mittlerweile unerträglich für viele Händler, die vor den Scherben ihrer wirtschaftlichen Existenz stünden. „Der Handel ist das ’Bauernopfer‘ für die unzureichende Abarbeitung der Teststrategie, die schlecht organisierte Impfstrategie und den ideenlosen Umgang mit der Krise“, so Krug.
Mittlerweile könnten auch die milliardenschweren Hilfsprogramme den volkswirtschaftlichen Schaden nicht mehr aufwiegen und es dämmere allen, dass die Unternehmen und Bürger in Zukunft hierfür über höhere Steuern zur Kasse gebeten werden. „Die zusätzlichen Hilfen, die angekündigt wurden, mögen da zwar auf den ersten Blick positiv erscheinen, nutzen aber nur bedingt. Die derzeitige Überbrückungshilfe findet nach wie vor zu selten und zu langsam den Weg zu den notleidenden Unternehmen.“
Die alleinige Fixierung auf die Corona-Inzidenzwerte sei zu kurz gesprungen, die Infektionsgefahr beim Einkaufen sei erwiesenermaßen niedrig. „Wir stehen zu unserer Forderung der sofortigen Öffnung des Einzelhandels unter der Einhaltung intelligenter, gut durchdachter Hygiene- und Abstandskonzepte“, so Krug weiter.