Die ersten Schritte
Barfuß(schuh)laufen will gelernt sein. Noch im Gespräch mit der Verkäuferin wurde ich deshalb ausgiebig vor den kommenden Tagen gewarnt. Menschen hätten das Barfußlaufen verlernt, sagte sie. Deshalb müssten sich Gelenke und Muskeln erst an die neuen Bewegungen anpassen. Schnelle Erschöpfung und Muskelkater seien die Folge. Außerdem sei es umso wichtiger, auf die Gangart zu achten und den Fuß aktiv zu nutzen. Allem voran aber: langsam machen.
Der Herausforderung bewusst, entschied ich mich deshalb am nächsten Tag für einen kleinen Spaziergang durch einen der Parks in Düsseldorf. Bereits der Hinweg war zugegebenermaßen ein Erlebnis, nahm ich durch die unübliche Sohle doch überraschend deutlich Unebenheiten am Boden wahr: seien es Schlaglöcher, Bordstein oder taktile Markierungen. Ich ertappte mich dabei, beim Warten an der Ampel mit den Oberflächen zu spielen und diese nahezu kindergleich abzutasten. Nichtsdestotrotz blieb das Laufen in Barfußschuhen ungewohnt. Tatsächlich ist das bewusste Bewegen der Fußmuskulatur anstrengend, aber nötig, möchte man sich vom angewöhnten Hacken-Gang mit Sneaker und Co. verabschieden. Der Spaziergang fiel dementsprechend kürzer aus. Ungewohnt war auch der Gang zum Supermarkt. Hier galt es, aktiver auf das Stampfen mit den Fersen zu verzichten, da einen sonst der kalte und glatte Ladenboden oder gar die eiserne Rolltreppe dafür bestraften. Stück für Stück lernte ich deshalb, den Fuß ideal zu nutzen. Soll heißen: weniger mit der Ferse, mehr mit der gesamten Fußfläche abrollen und vor allem ganz viel mit den Zehen arbeiten. Und so schlich ich anfangs, zutiefst konzentriert, über die Ladenfläche. Jedoch kommt man leider auch nicht umhin, über Optik und Design der Barfußschuhe zu reden. Die speziellen Sohlen sowie der etwas breitere Zehenraum heben sich nun mal etwas vom gewohnten Schuh ab. Das wurde mir dann auch klar, als ich die Treter das erste Mal an meinen Arbeitsplatz mitnahm. Zwar fielen sie aufgrund der neutralen Farbwahl nicht allzu sehr auf, bemerkt wurden sie natürlich trotzdem. Das Interesse war groß, aber mehr am Komfort und Empfinden und eher weniger am Aussehen. Sie seien komisch, höre ich von der einen Seite. „Gar nicht so anders als gedacht“, von der anderen. Der Style scheint – keine große Überraschung – noch nicht überall angekommen zu sein. Es ist eine Optik, auf die man sich einlassen muss.