Cult Gaia ist ein New-Comer-Label, das erst kürzlich mit artifiziellen Taschen-Formen und einer neuen Schuhlinie, die ebenfalls mit skulpturalen Silhouetten punkten soll, zum Überflieger avancierte. Allerdings macht ein einzelnes, gefragtes Label noch lange keinen Trend. Doch klickt man sich durch die Most-Wanted-Bags im Londoner Online-Versandhaus für Damen-Bekleidung, -Schuhe, -Accessoires, Schmuck und Kosmetik ’Net-A-Porter‘, fällt ins Auge, dass weder wilde Logos noch plakative Farben derzeit die beliebtesten Taschen-Modelle kennzeichnen. Vielmehr sind es Merkmale wie eine puristische Form, klare Farbthemen, ein sehr zurückgenommenes Branding, die die Bestseller-Taschen teilen.
Spätestens dann, wenn die Vogue über den neuen Hang zu artifizieller Taschenmode, Multifunktionalität und facettenreiche, wenn auch sehr zurückgenommene Designs schreibt, weiß man: Es ist ein neuer Trend geboren.
Die Newcomer-Designer haben das Potential, um für ein Umdenken in der Taschenwelt zu sorgen, denn sie verlassen bewusst die Grenzen der Saison-Abhängigkeit, sie verzichten zugunsten von gestalterischer Feinheiten auf plakatives Branding und widersetzen sich mit Hochwertigkeit, Minimalismus und Innovationskraft dem Wegwerfgedanken in der Mode. Raffinesse statt Farbgewalt, Handwerkskunst statt ’Wear Once‘.
Tara Zadeh: Mosaike und iranisches Erbe
Zu den aktuellen Aufsteiger-Brands im artifiziellen Design-Sektor gehört unter anderem die Marke Tara Zadeh. Ähnlich wie Cult Gaia erreichte auch dieses Label binnen einem Jahr nach der Gründung in 2016 Kultstatus durch einen viralen Punkt-Sieg auf Foto-Plattform Instagram. Bevor Tara zur beliebten Taschendesignerin wurde, arbeitete sie übrigens als Art Director beim Gentleman’s Journal in London. Die Gründerin des Labels sieht sowohl ihre studentische Laufbahn, als auch ihren kulturellen Background als Inspiration: Zadeh studierte Grafikdesign, Reisen in den Iran mit ihrer Mutter und ihrem Ehemann hinterließen Erinnerungen an Moscheen, bunte Mosaike, vibrierende Märkte.
Die kreisrund geformte Full-Moon-Clutch ’Azar‘ ist inzwischen zum It-Accessoire avanciert. Schlüssel-Charakteristika der Tasche sind die vollständig abgerundeten Elemente. In Sachen Farbe und Design setzt Tara auf Reduktion: Monochrome Farben und schlichte Hardware kennzeichnen den Look.
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Yuzefi: Moderne Geometrie
Yuzefi ist ebenfalls ein Newcomer-Label, dessen Taschen schnell zu Kultobjekten avancierten. Die Marke wurde im Jahr 2015 gegründet und feierte ihr Debüt im Rahmen der Londoner Fashion Week. Seitdem wächst die Zahl der Abonnenten und Fans fortlaufend. Die Gründerin hinter dem Label fokussiert in Sachen Design auf einen dekonstruiert-experimentell wirkenden Look. So treffen beispielsweise kleine, aufgesetzte Fronttaschen auf geometrische Formen und sauber voneinander abgetrennte Color-Blocks. Yousefi platziert darüber hinaus beispielsweise Elemente auf den Außenseiten der Taschen, die normalerweise innenliegend verborgen bleiben. Mit Schrauben oder sichtbaren Schnitten betont die Designerin auf visueller Ebene den Herstellungsprozess sowie den handwerklichen Aspekt der Taschen.
Yuzefi finden Sie hier.
Danse Lente: Architektonische Taschenformen
’Langsamer Tanz‘ bedeutet der französische Markenname Danse Lente ins Deutsche übersetzt. Neben den Aspekten von Slow Fashion und Handwerkskunst charakterisiert sich das Londoner Label durch die auf Taschen übertragenen, kantigen Formen und klaren Linien zeitgenössischer Architektur. Die Damentaschen werden in Zusammenarbeit mit fachkundigen Gerbern und Metallschmieden kreiert, um für ihren Besitzer ein einmaliges Erlebnis zu schaffen. In Sachen Design fokussiert die Marke auf Stringenz, die aber mit spielerischen und kuriosen Elementen kombiniert werden. Insbesondere die aktuellen Taschenversionen ’Johnny Mini‘ sowie die halbrund geformte ’Lilou Tote‘ aus Kalbshaar bringen unerwartete Formate und innovative Formen auf die modische Bildfläche. Auch dieses Label konnte seinen Bekanntheitsgrad in den vergangenen Monaten exponentiell steigern.
Einblick in die Welt von Danse Lente.
Wandler: Multifunktionalität gegen ’Wear Once‘
Elza Wandler kommt aus Amsterdam und studierte dort am Fashion Institute. Im vergangenen Jahr lancierte sie dann das Taschenlabel ’Wandler‘ und landete mit den strahlenden Oberflächen, den hochwertigen Ledern und den klaren Linien einen Social-Media-Punktsieg. Wandler lässt ihre Taschen aus feinsten Ledern in Italien fertigen und will so langlebige Damen-Accessoires mit Charakter schaffen, die abseits von Konsumkultur und Massenproduktion angesiedelt sind. Zu den aktuellen It-Bags ihrer Kollektion gehören beispielsweise die trapezförmige Tasche ’Hortensia‘ oder die Gürteltasche ’Anna‘, die nicht nur um die Hüfte, sondern auch als Umhängetasche über der Schulter getragen werden kann.
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Die neuen Taschen-Designer legen in Sachen Ästhetik neue Schwerpunkte und eröffnen mit Hochwertigkeit und Handwerkskunst andere Perspektiven. Ein Trend, der sich auf mehr als nur den äußeren Look beruft.