„Die Sneakerhändler sind derweil noch stark von verspäteten Lieferungen gebeutelt“, erzählt Eric Melgers von sneakers.nl mit mehreren stationären Filialen in den Niederlanden: „Viele
Sneakerbrands liefern immer noch zu spät, teilweise kommt die Ware erst drei Monate später.“ Die Sneakerläden müssten sich diverser aufstellen, mehr unterschiedliche Marken anbieten, um nicht von wenigen Marken abhängig zu sein. Auch Philip Seibel, Inhaber des Pfälzer Sneakerstores JNS mit Filialen in Hauenstein und Landau, betont: „Man darf sich nicht zu abhängig von einzelnen Marken machen.“ Schließlich hätten Sneakerhersteller den Handel schon häufig vernachlässigt, um den Fokus auf das D2C-Geschäft zu legen. Er merke jedoch, dass der Handel wieder ernster genommen wird. „Die großen Sneakerhersteller haben die Strahlkraft der Local Heroes unterschätzt und das merken sie langsam. Gerade in kleineren Städten brauchen sie die unabhängigen Läden, um die Ware ansprechend darstellen zu lassen.“ Er ist gespannt, ob sich durch den kommenden Wechsel an den Spitzen von Puma und Adidas etwas an der Strategie gegenüber den unabhängigen Händlern ändern wird. Damit ist er nicht allein: Die Situation bei den Herzogenauracher Unternehmen und die Frage, wie sie sich in Zukunft positionieren werden sind auf den Gängen der Halle allgegenwärtiges Thema. Auch das zeigt, wie wichtig einzelne Marken für die Händler sind.
Lassen sich die Kunden vom Sneakerhändler auch von neuen Marken überzeugen, wenn die Händler auf Alternativen ausweichen wollen oder auch müssen? Nicht immer, aber gerade Stammkunden vertrauten den Empfehlungen der Händler, sagt Seibel: „Ein 15-Jähriger weiß zu 99% schon beim in den Laden gehen, was er will, und lässt sich auch nicht mehr umstimmen. Aber gerade die Leute, die mit uns aufgewachsen sind, lassen sich gerne neue Marken zeigen.“ Gerade, um sich als Gruppe über gemeinsame Themen und Probleme austauschen zu können, ist er froh, dass die Meetnbuy ins Leben gerufen wurde: „Es ist wichtig, dass es eine Plattform gibt, sich als Community
auszutauschen und sich auch darüber zu informieren, was die anderen beschäftigt.“
Viele Marken auf der Meetnbuy wollen sich den Sneakerhändlern in dieser Situation als Alternative anbieten und wittern ihre Chance, die Lücken im Sortiment zu füllen. „Unter den Händlern gibt es viel Unsicherheit aufgrund der wirtschaftlichen Situation. Aber es sind auch alle auf der Suche nach und offen für neue Marken“, sagt Adrian Bejan, Creative- und Sales-Director bei Kangaroos. Der Hersteller setzt mit seiner neuen Linie Kangaroos Originals auf Retro-Silhouetten, zeitloses Design und Kollaborationen, so Bejan: „Wir kehren zurück zu Silhouetten und Designs, die aus unserem Archiv stammen.“ Mit der Strategie ist Kangaroos nicht allein: Retro, Basketball, Tennis. Unter verschiedenen Stichwörtern betonen die Hersteller ihre Unternehmenswurzeln und haben in ihren Archiven nach Inspiration für die neue Saison gesucht. Die Sneaker werden wieder flacher und heller, statt Plateausohlen stehen Crèmetöne und cleane Styles in den Regalen der Messestände. „Bunte Schuhe fehlen mir, es ist doch sehr viel klassisch in Weiß und Crèmefarben“, kommentiert Stefan Schrader vom Store Glückstreter in Bremen: „Es gibt aber noch zum Glück genug laute Modelle für Kunden, die auffallen wollen.“ Die Unsicherheit belastet den Handel zurzeit dennoch, es sei Konsumzurückhaltung bemerkbar und vor allem wisse niemand, wie es weiter geht. Immerhin: Die Kunden haben Lust auf Sneaker. Gerade in der Pandemie, wo es besonders schwierig war, stationär einzukaufen, hätten die Leute sich besonders darum bemüht, erzählt Stefan Schrader von Glückstreter in Bremen: „Die Leute haben an die geschlossenen Türen geklopft und Möglichkeiten gesucht, im stationären Handel einkaufen zu können.“
Nicht nur Sneaker gab es auf der Meetnbuy. Brillenhersteller Oakley produziert auch Mode und Schuhe und stellte beides auf einem Stand auf der Sneakermesse vor. Vor allem Boots würden gezeigt, mit denen die Sneakerhändler gerne ihr Sortiment erweitern, so Yvonne Speckhardt vom Oakley-Außendienst: „Die Sneakerhändler suchen nach Wegen, um sich von anderen abzuheben, und Boots sind neben Sneaker gerade das Trendthema. Modisch wird es immer derber.“ Die Mode denkt Oakley von der Brille aus, so dass Brillentrends auch die Kollektionen prägen. „Zurzeit gilt der Trend der schnellen Brille. Brillen werden immer futuristischer und bunter, erinnern an die Designs der Neunziger“, erklärt Speckhardt: „Das stellen wir auch in der Mode dar mit Designelementen wie futuris-
tischen Linien.“