Zusammenarbeit mit dem Handel
Wesentlich für den Erfolg der Marke soll neben der Kollektion auch weiterhin die Zusammenarbeit mit dem Handel sein. Trotz teils großen Zuspruchs von Händlern auch in den beiden schwierigen zurückliegenden Saisons hat Peter Kaiser hier einige Rückschläge hinnehmen müssen. Im Zuge der Insolvenz hat das Unternehmen viele Kunden – auch international – verloren. Konkrete Zahlen will Frank nicht nennen. Die verlorenen Kunden neu zu überzeugen, habe er sich aber zur Aufgabe gemacht. Dafür arbeite Peter Kaiser nicht nur am Design der Produkte sondern auch an einem neuen, frischen Markenauftritt. Nach umfangreichen Analysen der Performance habe man sich zudem auch von Kunden im Onlinehandel getrennt, „weil das nichts bringt“ – zu hoch die Retourenquoten und damit die Kosten. Die Insolvenz von Görtz und Surf4Shoes spürt man in Pirmasens ebenfalls. Umso mehr setzt der Peter Kaiser-Geschäftsführer auf einen kraftvollen und optimistischen Start in die neue Saison und die Zusammenarbeit mit Partnern, die bereit sind, den Weg mitzugehen.
Zurück nach Portugal
Mittelfristig soll sich auch bei der Fertigung Einiges ändern. „Wir arbeiten daran, die Produktion in Portugal zusammen mit einem Partner wieder hochzufahren. Da steht eine top ausgestattete Fabrik, die darauf wartet, wachgeküsst zu werden.“ Bis das soweit ist, werden Entwicklung und Produktion in je zwei Werken in Spanien und Italien erfolgen. Asien sei keine Option, betont Frank. In Spanien und Italien arbeite man mit „exzellenten“ Partnern zusammen, die in einigen Details mehr Expertise aufbrächten als die eigene, ehemalige Produktion in Pirmasens. Sie fertigen teilweise auch Schuhe für internationale Luxusmarken. Mit einigen der Produzenten hat das Pirmasenser Unternehmen auch schon früher zusammengearbeitet, um Produktionsspitzen abzufedern. Die Fremdproduktion birgt aktuell gewisse Risiken, die Peter Kaiser schmerzhaft zu spüren bekommen hat: Die Nachfrage nach Produktionsstätten in Europa ist hoch und es kommt vor, dass andere Aufträge vorgezogen werden – mit Folgen für die Lieferpünktlichkeit von Peter Kaiser. Auch aus diesem Grund will Frank schnellstmöglich die eigene Schuhmanufaktur in Portugal wieder hochfahren.
Auch der Standort im Herzen von Pirmasens soll wieder wachgeküsst werden. Man arbeite an Ideen für die jetzt leerstehenden Flächen. Die Peter Kaiser Operations GmbH nutzt aktuell etwa 3.000 der insgesamt weit über 10.000 qm Fläche. Vermietung an Start-ups aus dem Schuhbusiness oder ein Schuh-Kompetenzzentrum – vieles sei denkbar, so Frank und ergänzt: „Es soll etwas Schönes für Pirmasens entstehen, am liebsten mit dem Bezug zum Schuh.“ Das sehe auch Hans-Joachim Sander so, mit dem sich der Geschäftsführer regelmäßig zu aktuellen Themen, der Ausrichtung der Marke und der Entwicklung der Standorte intensiv austauscht. Alle 14 Tage gebe es einen fixen Termin, auch dazwischen suche man häufig das Gespräch. „Dies zeigt deutlich, dass alle Gesellschafter für das Unternehmen brennen“, so Frank. An Sander beeindrucke ihn dessen Gefühl für wirtschaftliche Zusammenhänge, für gesellschaftliche Entwicklungen und für das Design. Und: „Er unterstützt mich. Er will, dass ich den Kopf freihabe und mich auf das konzentrieren kann, was wichtig ist.“
„Ich glaube, dass ich kämpfen kann“
Für die kommenden Monate hat sich Stefan Frank laut eigener Überzeugung gut gerüstet: „Ich glaube, dass ich kämpfen kann. Wir bekommen das hin.“ Trotz aller Turbulenzen habe man schließlich auch schon viel erreicht. „Wir haben teilweise spät geliefert, das stimmt. Aber wir haben in dieser Phase viel dazu gelernt, unsere Lehren daraus gezogen und interne wie externe Prozesse verbessert.“ Nun arbeite man an den Umsätzen und achte zugleich auf die Kosten. „Einer unserer Vorteile ist die Unabhängigkeit von Banken“, betont der Unternehmer. So können wir schnell und flexibel auf Marktveränderungen reagieren.“ Die Schuhe der Kollektion habe man im Schnitt um 5 bis 10 % verteuern müssen – weil auch im Komponentenbereich vieles teurer geworden sei. Schmuckteile, typisch für Peter Kaiser, schlagen deutlich zu Buche: Allein für ein Paar Schmuckspangen, wie sie etwa Pumps in der aktuellen Kollektion zieren, zahle man 24 Euro, so Frank.
In Pirmasens hat unterdessen die konkrete Planung der H/W-Kollektion 23/24 begonnen. Auf der Lineapelle in Mailand wurden Aufträge für Materialien platziert. Erste Themen, die fortgeführt werden sollen, stehen bereits fest. Und auch wenn es noch früh ist, wagt Stefan Frank eine Prognose: „Trotteurige, sportliche Themen kommen wieder. Leichtere, volumigere Böden, auch mit Absatz oder leichtem Plateau. Und Feminität bleibt wichtig.“ Das nun gut aufgestellte Team und die beiden Neuzugänge im Kollektionsbereich stimmten ihn zuversichtlich, sagt der Unternehmer. Zudem seien die Weichen in Richtung eigener Produktion in Portugal gestellt und der eigene Retail bzw. E-Commerce als Markenschaufenster ergänze die Vertriebswege. „Ich bin überzeugt, dass wir für Peter Kaiser eine neue Ära einleiten.“