Nach „akuter Insolvenzgefahr“ im Jahr 2019 und einer Interimsgeschäftsführung, die das in den 30er-Jahren gegründete Unternehmen mit harten Einschnitten durch die Krise und unter anderem die Übergabe des Modehauses Götz an die Walter-Gruppe auf den Weg brachte, übernahmen im vergangenen Jahr Frank Beermann und Oleg Shpigel die Geschäftsführung. Die Restrukturierung galt als erfolgt. Die neue Strategie: eine „aggressiv wettbewerbsorientierte Fokussierung auf den Schuh- und Modeversandhandel.“ Ein Jahr später, im März 2022 folgte der Insolvenzantrag – laut Unternehmen bedingt durch die spürbare Kaufzurückhaltung im ersten Quartal und eine zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit, verstärkt durch die Ukraine-Krise. Neben Shpigel, verantwortlich für Finanzen, IT, E-Commerce, Marketing und Werbung, und Beermann, der für Einkauf, Verwaltung, Personal und Logistik zuständig ist, ist nun auch Insolvenz-Experte Dr. Gordon Geiser vorübergehend Mitglied der Geschäftsführung und kümmert sich um alle Aufgaben, die das Verfahren mit sich bringt.
Der Geschäftsbetrieb von Gebrüder Götz, zuletzt Mitglied der Sport 2000 und an die Textilverbundgruppe Katag angebunden, läuft im Verfahren weiter. Am Geschäftsmodell besteht laut den Geschäftsführern keinerlei Zweifel. „Wir haben proaktiv an unsere Lieferanten kommuniziert, dass an unserem Geschäftsmodell eigentlich nichts falsch ist und wir die darin liegenden Potenziale weiter heben wollen“, betont Frank Beermann. Man will weiter Gas geben. „Wir sind mit der gesamten Klaviatur eines Onlinehändlers aufgestellt, von Google über starke Newsletter-Strecken mit Marketing-Charakter und triggerbasiert“, berichtet Oleg Shpigel. Man decke im Bereich der Portale, des Affiliate-Marketing und Social Media alle wesentlichen Anbieter und Kanäle ab. Und: „Wir haben uns inzwischen im Rahmen unserer Positionierung neu erfunden und verwenden viel mehr emotionalen Content und Ansprachen. Wir wollen, dass sich unsere Kunden als etwas Besonderes fühlen, einfach weil sie es sind. Dabei sprechen wir vor allem weibliche Kundinnen an und empfangen sie mit dem ehrlichen und herzlichen Kompliment: ’Glücklich steht dir gut‘.“ Flankiert wird das Online-Business durch Print-Kataloge, die viermal im Jahr, jeweils zur Saison, an rund 200.000 Kunden verschickt werden. „Gerade ist der neue Katalog in Vorbereitung“, erklärt Beermann. Er sei auf nunmehr 200 Seiten erweitert worden, analog zum Sortiment, das modisch aufgewertet worden sei. „Unser Schwerpunkt liegt in der gehobenen Mitte; wir wollen aber auch gezielt modische Anreize geben für unsere Kundinnen, die mehrheitlich im Alter von 40 bis 60 sind. Anfangspreislagen ergänzen das Angebot. Wir haben Kollektionen und Marken wie Gabor, Tamaris und Rieker, ergänzt um modische Spitzen und Marken wie zum Beispiel Steve Madden, Maripé, Unisa, Floris van Bommel, Apple of Eden, Mammut und Merrell“, erklärt Beermann. Auch im Bereich Nachhaltigkeit suche man gezielt nach neuen Marken.