Gießkanne

Die Situation ist nicht neu: Eine Marke lässt den Außendienst bei den Kunden im Handel anrufen oder schreibt einen Brief. Inhalt: Wir danken für die gute Zusammenarbeit, möchten diese aber beenden. Punkt.

Nachdem große Sportartikelhersteller den stationären Handel schon vor Jahren in großem Stil ausgemustert hatten, waren es unlängst auch klassische Schuhmarken, die den Schuhhäusern mehr oder weniger wortkarg den Rücken kehrten – zuletzt Birkenstock. Für die betroffenen Unternehmen ist das oft ein herber Schlag. Denn es sind naturgemäß die begehrten Brands, die eine Lücke reißen – ins Sortiment ebenso wie in den Umsatz. Und es findet sich selten ein schneller Ersatz.

Entsprechend emotional waren die Reaktionen, die unsere Redaktion erreichten, nachdem der Schweizer Sportschuhanbieter On angekündigt hatte, zwar schon weiter mit Schuhhändlern zusammenarbeiten zu wollen – aber wohl nicht mit allen, die derzeit zu den Kunden des Unternehmens gehören. Der Schock sitzt tief. Nun hat die Medaille zwei Seiten. Neben den Interessen des Handels gilt es, auch die Lage der Marken zu beleuchten. Die Unternehmen haben viel Geld investiert, um ein Markenimage aufzubauen. Sie sehen ihr Produkt bei bestimmten Verbrauchern. Im Falle von On sind das wohl aktive, dynamische Sportlerinnen und Sportler und eher nicht die Rentner, die nach Knie-OP und Reha in On-Schuhen durch den Park flanieren, weil die so schön flexibel sind. Marken wünschen sich zudem ein ihrem Image angemessenes Umfeld im Handel. Hinzu kommt noch die internationale Komponente: Wer in den USA oder Asien Wachstum anpeilt, mag sich nicht unbedingt mit dem eher kleinteiligen deutschen Schuhmarkt auseinandersetzen.