Veränderungsbereitschaft. Ein großes Wort. Gerne verwendet, schnell gesagt – insbesondere dann, wenn die Digitalisierung und ihre Konsequenzen im Fokus stehen. Leider jedoch häufig nicht mehr als eine Floskel. Dass es auch anders geht, stellte das diesjährige HDS/L-Symposium in Pirmasens unter Beweis. Erwartungsgemäß stand auch hier der digitale Wandel im Mittelpunkt der Referate und Gespräche. Statt Horrorszenarien bemühte sich der Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie jedoch um einen anderen, positiven Blickwinkel.
’Bleiben Sie gelassen‘, lautete folglich die Aufforderung von Prof. Dr. Martin-Niels Däfler. Schwarzmalerei und Besitzstandswahrung sind laut dem Experten aus Aschaffenburg in diesen Zeiten die falschen Rezepte. Vielmehr komme es mehr denn je darauf an, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und optimistisch nach vorne zu schauen. Dabei redete Prof. Däfler nicht einer illusorischen Naivität das Wort, sondern plädierte vielmehr für eine echte Veränderungsbereitschaft. Und die fängt bei jedem persönlich an. Wie können Führungskräfte von Mitarbeitern Veränderungsbereitschaft fordern, wenn im persönlichen Bereich bereits kleinste Abweichungen von der Routine abgelehnt werden? Däflers Urteil: Das kann nur schief gehen. Nur wer Wandel individuell vorlebt, kann als gutes Beispiel vorangehen.
Flexibilität war im Übrigen auch angesichts des Programms des HDS/L-Symposiums gefragt. Inhaltlich wurde eine so große Bandbreite behandelt, dass sich die Teilnehmer mit immer wieder neuen Themenkomplexen beschäftigen mussten. Wirtschaftspolitik, die Mode im Herbst/Winter 2019/20, die Macht der Influencer und die digitale Kennzahlenanalyse in der Schuhproduktion – ein weites Feld. Bedauerlich, dass dabei die Güte der Vorträge nicht durchgehend auf hohem Niveau war. ’Höhepunkt‘ war ein geradezu quälend langatmiger Vortrag eines EU-Beamten zur Handelspolitik der Europäischen Union. Grundsätzlich ein vielversprechendes und brandaktuelles Thema, das leider in einer monoton vorgetragenen Statistik-Vorlesung unterging. Manfred Junkert, Geschäftsführer des HDS/L, traf in seiner Zusammenfassung des Tages dennoch den Nagel auf den Kopf. „Jetzt wissen Sie, wie in Brüssel gearbeitet wird“, so seine launige Anmerkung. In Zeiten, in denen die Zukunft Europas auf dem Spiel zu stehen scheint, dennoch keine ermutigende Erkenntnis. Trotz aller Bereitschaft zur Veränderung.