Wie würden Sie den Style von Everybody beschreiben?
Unser Style ist geprägt von sportiver Eleganz, welche gepaart ist mit eher cleanen und aufgeräumten Silhouetten und handwerklichen Details. Besonders ist hier bei uns die Verbindung mit den außergewöhnlich edlen Ledern und dem italienischen Finishing, das einen sehr hochwertigen Eindruck hinterlässt. Im Markenkern haben wir für uns die Wörter Sehnsucht, Achtsamkeit, Material, Handwerk und Qualität definiert, welche sich in unseren Produkten widerspiegeln soll.
Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit für die Marke?
Die Verwendung von chromfreien und vegetabil gegerbten Ledern war und ist bei Everybody seit Firmengründung im Jahr 1979 ein elementarer Teil der Markenidentität. Früher hatte das Thema jedoch keine große gesellschaftliche Relevanz. Heute ist dies anders. Wir mussten uns hier nicht neu erfinden, das ist ein großer Vorteil. Bei den Lieferanten achten wir im Komponentenbereich darauf, dass wir mit Qualitätsherstellern arbeiten, die ebenfalls das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigen. Zudem erweitern wir unsere Kapazitäten mit Produktionspartner in der Nähe der wichtigsten Vertriebsländer, damit wir die Länge der Lieferkette weiter reduzieren. Dies ist jedoch ein langwieriger Prozess, welcher nicht von einer auf die andere Saison umgestellt werden kann.
Lieferketten-Störungen, knappe Rohstoffe, steigende Kosten – wie schafft man es als Hersteller, sich in dieser Gemengelage gut zu positionieren?
Wir versuchen diese Themen, so gut es geht, fair und partnerschaftlich mit den Kunden, Lieferanten und Logistikpartnern zu meistern. Stichwort Lieferketten: Viele Dinge, die heute geschehen, sind nicht planbar. Wir arbeiten in einem Saisongeschäft, das heißt mit einem Liefertermin in entfernter Zukunft. Wir bekommen Liefertermine von unseren Lieferanten genannt. Diese Liefertermine können leider aufgrund von Störungen nicht immer gehalten werden. Die avisierten Lieferzeiten der Logistik-Dienstleister variieren heute ebenfalls stark. Auch wir müssen dann manchmal warten und Verständnis für die Situation aufbringen. Bei Everybody geben wir immer unser Bestes, den Kunden schnellstmöglich zu bedienen und hoffen ebenfalls auf das Verständnis unserer Kunden, sollte es dennoch zu Verspätungen kommen. Mehrheitlich erfahren wir dieses Verständnis, wofür wir sehr dankbar sind.
Zum Thema steigende Kosten und Verknappung der Rohstoffe: Auch wir müssen hier für die kommende Verkaufssaison leichte Preisanpassungen vornehmen. Gestiegene Energiekosten und Materialpreise auf der Seite der Zulieferer machen diese Anpassungen notwendig.
Wir lassen uns aber nicht bange machen, weder unsere Kunden noch wir brauchen hier Sorge vor moderaten Preissteigerungen zu haben. Everybody ist eine starke Marke in einem mittleren bis gehobeneren Preisumfeld, in dem wir fest etabliert sind. Wir haben auch weiterhin ein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis für ein Qualitätsprodukt, welches aus einem Premiumleder gefertigt ist. Die Kundin ist bereit, für ein qualitativ hochwertiges Produkt einen fairen und adäquaten Preis zu zahlen.
Wo sehen Sie in diesem Zusammenhang die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?
Die größten Herausforderungen liegen weiterhin auf der Seite der Beschaffung und einer fristgerechten Fertigung, sowie im Logistikbereich. Wir sind hier jetzt noch stärker in die Vorleistung gegangen, insbesondere was die Bestellung von Ledern bei den Gerbereiben in Italien betrifft.
Zunehmend setzen Marken auf den eigenen Onlineshop und reduzieren die Zusammenarbeit mit dem stationären Schuhfachhandel. Welche Position beziehen Sie für Everybody?
Bei uns hat der Schuhfachhandel höchste Priorität. Die Marke Everybody lebt von einer soften Materialität und einem besonderen Finish unserer Leder, das kann man am besten im guten Fachgeschäft erleben. Kundenberatung und geschultes Personal sind elementar für zufriedene Konsumenten. Everybody setzt auf ein selektives Vertriebssystem und wird von den besten Händlern in Deutschland, Österreich und der Schweiz geführt. Dies ist ein klares und deutliches Bekenntnis zum Schuhfachhandel.
Gleichzeitig müssen wir als Marke aber auch dort sein, wo der Kunde uns sucht und den Einkauf tätigen möchte. Dazu gehört heute auch das Internet. Wir sind bei guten Versandhäusern und Online-Händlern vertreten und betreiben ebenfalls auch einen Online-Shop. Wir betrachten unsere Online-Präsenz eher als ein Schaufenster für die Konsumenten, um die komplette Palette der Kollektion darzustellen und als Visitenkarte des Unternehmens.
Über 70% der Endverbraucher nutzen die Online-Präsenz einer Marke, um den stationären Kauf vorzubereiten bzw. zu schauen, bei welchem Händler die Marke erworben werden kann. Wir haben unseren Storefinder direkt in der ersten Reihe positioniert, um dem Kunden sofort zu zeigen, wo er auf dem kürzesten Weg Everybody-Schuhe findet.
Was verstehen Sie als Kenner der Branche unter Partnerschaft im Schuhbusiness?
In der Etymologie, der Wissenschaft der Herkunft von Wörtern, wird das Wort ’Partner‘ in der Wortherkunft als ’Gefährte‘, ’Teilnehmer‘, manchmal sogar als ’Teilhaber‘ bezeichnet. Das bedeutet, Handel und Lieferant sind Gefährten oder Teilhaber an einem ’Business‘. Das geht nur gemeinsam. Wir geben unser Bestes und begegnen uns auf Augenhöhe: Vertrauen schenken und Verständnis zeigen, gerade auch in schwierigen Marktsituationen. Das geht nicht jedes Mal pari aus, manchmal muss der eine oder der andere im Einzelfall etwas mehr geben oder leisten – auf lange Sicht sollte ein gewisses Gleichgewicht herrschen, mit dem sich jede Partei in der Partnerschaft gut fühlt.
Was wünschen Sie sich im Sinne dieser Partnerschaft vom Handel?
Der Handel kann etwas bieten, was er online nie leisten kann. Der Mensch macht an dieser Stelle den Unterschied! Der Kunde möchte beim Shopping Erlebnis einen guten Service, Aufmerksamkeit und eine gute Beratung erfahren. Voraussetzungen hierfür sind besonders geschultes und empathisches Personal.
Ich wünsche mir mehr Storytelling über die Marke Everybody und unsere Produkte, welche der Handel dem Endkunden vermitteln sollte. Menschen lieben gute und wahre Geschichten. Über unsere Marke, die Leder die wir nutzen und wie wir unsere Schuhe finishen kann man viel erzählen. Diese Geschichten sind alle preisbildend und damit höchst profitabel für den Handel!