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Abgenickt. Die Kartellbehörden haben im Mai wie erwartet grünes Licht für den Verkauf der HR-Group gegeben. Einer der größten stationäre Schuhhändler in Deutschland befindet sich damit in neuen Händen. Nach über 125 Jahren gibt nicht mehr die Familie Hamm, sondern die Private Equity Gesellschaft Capiton in Osnabrück den Ton an. Aus Branchensicht besonders spannend ist zudem die Beteiligung des türkischen Schuhunternehmens Ziylan an Hamm Reno. In Istanbul wurden mit Blick auf die Partnerschaft bereits ehrgeizige Ziele formuliert. Der abgeschlossene Verkauf markiert für die HR-Group somit einen Meilenstein, der dem Unternehmen zunächst vor allem eines gibt: Sicherheit.
Das Management um Dr. Matthias Händle kann sich nun wieder voll und ganz auf das operative Business konzentrieren. Langeweile droht den Herren auch hier nicht, schließlich mangelt es nicht an Aufgaben für das Führungsteam des Filialisten. Die mittelfristige Zukunft des Unternehmens mag durch den Deal gesichert sein, an den grundsätzlichen Baustellen hat sich nichts geändert. Vor allem die unklare Positionierung von Reno bedarf einer zügigen Bearbeitung. In den vergangenen Jahren fuhr das Unternehmen einen Schlingerkurs, der oftmals nicht zu Ende gedacht schien. So sollte Reno zuletzt raus aus der Ramschecke, die Zukunft sahen die Verantwortlichen eher in kostspielige Flagshipstores. Prominente Lagen, moderner Ladenbau, aufwändige Eröffnungspartys – alles da. Was fehlte, waren die Kunden. Denn diese suchen Reno offenbar nicht in den Highstreets. Was blieb, waren die Mietverträge.
Auch der neuen – wenngleich vorläufigen – Marschrichtung, die Dr. Händle im Gespräch mit schuhkurier vorgab, mangelt es noch an Klarheit. Er sehe Reno als Schuhunternehmen für die ganze Familie, mit einem ansprechenden und preisattraktiven Markenangebot, sagte Händle. Besonders innovativ erscheint diese Positionierung nicht. Vielmehr ist sie bereits durch andere Unternehmen gut besetzt, etwa durch Siemes oder Kienast mit Shoe4You. Diese Akteure bespielen bereits gekonnt den Markt, ohne dass sie parallel einen kraft- und ressourcenraubenden Wechsel in der Unternehmensausrichtung vornehmen müssen. Von unten übt zugleich CCC Druck auf Reno aus, der Branchenprimus Deichmann ist weit enteilt. ’Wer bin ich und wenn ja wie viele?‘ – auf der Suche nach der eigenen Identität teilt Reno weitgehend das Schicksal der Branche, der es generell schwer fällt, ihren Platz in der digitalisierten Welt zu finden.
Stichwort ’digital‘: Der Onlineauftritt von Reno ist die zweite große Problemzone. Viel wurde in den vergangenen Jahren investiert, wenig kam zurück. Der Beitrag des Onlineshops zum Gesamtumsatz ist im Vergleich mit anderen Handelsunternehmen deutlich unterentwickelt. Um hier auf Augenhöhe zu kommen bzw. deutliche Fortschritte zu machen, sind weitere Investitionen notwendig. Die HR Group hat neue Eigentümer. Jetzt beginnt die Arbeit.