LR: Herr Kappe, in den letzten Wochen befragten Sie Aussteller und Besucher, ob die Messe Offenbach die ILM auf einen späteren Termin vom 26. bis 28. September verschieben solle. Gibt es ein Ergebnis?
Arnd Hinrich Kappe: Von den Ausstellern haben sich über 75 Prozent für den frühen Termin ausgesprochen. Aktuell leidet vor allem der Reisegepäck-Markt, und das merken wir auch. Die großen Marken wie Samsonite, Stratic, Bric‘s befürworten zwar den geplanten Termin Anfang September. Aber vor allem etwas kleinere Gepäckanbieter aus Asien hätten die Messe gerne drei Wochen nach hinten verschoben. Von ihnen werden auch einige nicht kommen. Positiv überrascht mich, dass von den ILM-Besuchern sogar über 80 Prozent den frühen Termin bevorzugen. Mit rund 500 Meldungen von rund 6.000 Besuchern ist der Rücklauf durchaus repräsentativ.
LR: Stichwort Auslastung: Wird die Messe wie in der Vergangenheit ausgebucht sein?
Kappe: Ich gehe von 85 bis 90 Prozent Auslastung aus. Für unser Maßnahmen-Paket, das unter anderem einen einmaligen Nachlass von 50 Prozent auf die Grundmiete umfasst, erhielten wir von den Ausstellern ein sehr gutes Feedback. Für die Messe bedeutet diese Maßnahme eine große Einbuße. Die Stadt als Anteilseigner dennoch von deren Sinn zu überzeugen, war nicht so einfach. Die freien Flächen nutzen wir jetzt als „Ausweichflächen“. Aussteller mit kleineren Ständen können hier Kunden beraten, um die Abstandsregeln einzuhalten.
LR: Sie sprechen die Vorsorgemaßnahmen an. Was wird anders werden im September?
Kappe: Besucher können nur auf die Messe kommen, wenn sie sich im Vorfeld online registriert haben. Jeder Besucher, Aussteller oder Dienstleister wird beim Betreten und Verlassen der Messe gescannt. Das ist neu für die ILM. Im Haus selbst gilt eine Mund-Nasen-Maskenpflicht. Es gibt keinen Restaurantbetrieb. Dafür wird es Food Trucks geben. Eine generelle Wegeführung wird es zum Glück nicht geben. Wir haben das Hygiene- und Sicherheitskonzept mit einem externen Dienstleister erarbeitet und stimmen uns mit dem Gesundheitsamt ab.
LR: Wird es ein Rahmenprogramm geben?
Kappe: Wir wollen in der aktuellen Situation nicht auf die Sparbremse treten und investieren ganz bewusst in das Rahmenprogramm. Die Modenschauen finden daher wie gewohnt statt, allerdings mit nur acht Models, um auch hier die Abstandsregelungen zu wahren. Außerdem müssen sich die Models selbst umziehen. In Diskussionen und Vorträgen stehen neben der modischen Information von Martin Wuttke auch Themen auf dem Programm, die ganz konkrete Probleme der Händler im Alltag behandeln, wie das Insolvenzrecht. Geplant ist aber auch ein Vortrag von Zukunftsforscher Prof. Dr. Wolfgang Henseler. Und nicht zuletzt veranstalten wir sogar die beliebten After-Work-Treffen am Ende des Messetags.
LR: Wir wollen Sie diese organisieren?
Kappe: Es gibt Getränke nur aus Flaschen und ein abgepacktes Sandwich. Wir wollen ja grundsätzlich nachhaltiger wirtschaften, aber das funktioniert dieses Mal leider nicht. Für die After-Work-Treffen werden wir außerdem unseren Innenhof öffnen. Unser Signal lautet: Wer sich auf ILM zwangslos mit Kollegen austauschen will, soll das auch im September machen können.
LR: Sie sind also optimistisch?
Kappe: Natürlich rechne ich mit weniger Besuchern und auch einem geringeren Ordervolumen. Aber die Voraussetzungen sind nicht so schlecht. Ich kenne Lieferanten, die über fleißige Nachorder berichten. Auch die Produktionskette scheint sich aktuell zu normalisieren. Unter den gegebenen Voraussetzungen hoffe ich daher auf eine den Umständen entsprechend ordentliche Messe.
Fashion Week Frankfurt: „keine Überschneidungen“ zu ILM-Veranstaltungen
LR: Zum Abschluss ein Blick über die Stadtgrenze: Die Messe Frankfurt und die Premium Exhibitions kooperieren und wollen im Juli 2021 erstmals die Fashion Week veranstalten. Was sagen Sie dazu?
Kappe: Ich finde es super und sehe keine Überschneidung zu unseren ILM-Veranstaltungen. Da sich die Neonyt in den vergangenen Saisons zum Zugpferd in Berlin entwickelte, hat mich der Schritt auch gar nicht so sehr überrascht. Und die Premium hat in Frankfurt deutlich bessere Möglichkeiten zu wachsen als in Berlin.