Wenn aktuell die Winterware mit teils radikalen, teils moderaten Reduzierungen abverkauft wird, Restanten schließlich ins Lager wandern und die neue Ware sukzessive den Weg in die Regale findet, dann geht nicht nur die aktuelle Verkaufssaison, sondern mit dem Aus der Maskenpflicht im ÖPNV in allen Bundesländern und im Fernverkehr zum 1. und 2. Februar nun auch offiziell die Pandemie zu Ende. Kehraus also nicht nur für die Winterware, sondern auch für das Corona-Virus.
Einfacher werden die Zeiten trotzdem nicht, die Gründe sind bekannt. „Gerade in diesem Winter hat man gemerkt, dass die Leute sparsamer geworden sind“, beobachtet Heidi Kraft-Gell, Schuh-Feile in Passau, „sie überlegen ganz genau, was sie brauchen, Spontankäufe gibt es kaum noch.“ Doch auch wenn es statt der Pandemie jetzt die multiplen Folgen des Kriegs in der Ukraine sind, die dem Handel das Leben schwer machen, so ist die Benchmark, auf die die Branche schaut, wenn es darum geht, die Saison zu bewerten, immer noch das Umsatzniveau von 2019, sprich das Business vor der Pandemie. „Die Frequenz in der Stadt hat weiterhin abgenommen, man spürt eine starke Kaufzurückhaltung“, sagt etwa Cornelius Schnabel, Schuhhaus Schnabel in Lüneburg, „das Umsatzniveau liegt nach wie vor deutlich unter 2019.“ Auch Schuh-Feile liegt „im Vergleich zu 2019 circa 10% zurück“, so Inhaberin Heidi Kraft-Gell. „Nicht so gut wie im letzten Jahr“ war das Geschäft auch bei Schuhe Anne Hagen in Baienfurt. Bei Mode + Schuh Kämpf in Ditzingen dagegen ist man „jetzt wieder auf dem Niveau von 2019“, so Walter Kämpf, „den Januar werden wir voraussichtlich sogar besser abschließen“. Den Grund sieht er im risikofreudigen Einkauf und besseren Warenlieferungen. „Dadurch hatten wir mehr verfügbare Ware, und das macht sich in der Kasse bemerkbar“. Auch bei Schuhmoden Simon in Ravensburg fällt das Urteil über die kalte Verkaufssaison eher positiv aus. „Wir haben die warme Ware gut abverkauft und werden etwa genauso viele Saisonüberhänge haben wie 2019 und in den letzten drei Jahren“, so Carmen Simon. „Wir stehen gut da“, konstatiert Ina Lühr, Bednarz Schuhe in Gelsenkirchen. Und auch Henrik Dismer, Schuhhaus Dismer in Dinslaken, ist „mit den Abverkäufen im Herbst/Winter zufrieden, wenn sie sich auch insgesamt auf einem zu niedrigen Niveau befinden“.