In Zeiten von ChatGPT und Midjourney sind die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) nicht zu leugnen. Das Potential nun auch im Einzelhandel auszuschöpfen, darin sieht der Handelsverband Deutschland weiterhin Nachholbedarf. Von 145 befragten Unternehmen, von denen wiederum der Schwerpunkt bei 9,2% im Schuh- und Lederwarenbereich liegt, gaben 23,5% an, KI in einzelnen Bereichen anzuwenden. Dem gegenüber steht mit 67,8% der Großteil, der keine KI-Möglichkeiten nutzt und bisher auch keine geplant hat. „Künstliche Intelligenz ist eine Chance für den Einzelhandel“, sagt Stephan Tromp, stellvertretender HDE-Hauptgeschäftsführer. „Unsere Studie zeigt, dass immer mehr Händlerinnen und Händler dieses Potenzial erkennen.“ „In der Breite ist die Technologie aber noch nicht angekommen“, so Tromp weiter.
Besonders häufigen Einsatz findet die KI bei Kamerasystemen zum Diebstahlschutz am POS sowie zur Belegbearbeitung in der Buchhaltung. Knapp dahinter nutzt man Künstliche Intelligenzen auch für allgemeine Absatzprognosen oder zur Prüfung von Lieferantendaten. Geplant sind bei manchen der Einsatz zur Optimierung der Lagerflächen. Auch die Automatisierung in der Sortimentsüberarbeitung, die Bestandsoptimierung mit Ereignisprognosen oder die Trenderkennnung von Kundenbedürfnissen sind bei manchen Händlerinnen- und Händlern geplant. Die vielen Einsatzmöglichkeiten scheinen jedoch noch nicht bei allen angekommen, denn als einer der Hauptgründe, weshalb Unternehmen sich gegen den KI-Einsatz entscheiden, wurden die fehlenden Anwendungsfälle genannt. „An dieser Stelle setzt das Mittelstand Digital Zentrum Handel mit seinen vielseitigen Anwendungsbeispielen und Pilotprojekten an“, führt Tromp weiter aus. „KI ist die Zukunft. Und doch schrecken Händlerinnen und Händler davor zurück, in diesen Bereich zu investieren.“
Ein weiteres Hindernis seien die Kosten, die die Unternehmen belasten. Mehr als die Hälfte sieht darin eine große Hürde und wünscht sich gleichzeitig einen größeren Nutzen. „Da viele Händler in Verbundgruppen und Genossenschaften organisiert sind, sind auch diese gefordert, rentable und nützliche Anwendungen für kleine und mittlere Unternehmen bereitzustellen.“ Tromp sieht hier vor allem Entscheidungsträger in der Verantwortung, den richtigen politischen Rahmen zu setzen und Zukunftsinvestitionen zu ermöglichen. Jedoch auch hier gibt es Grenzen, wie Tromp vor beispielsweise Überregulierungen warnt. „Die Innovationskraft von KI darf nicht durch unnötige Regulierungen ausgebremst werden.“