Teenager machen in diesen Tagen eine völlig neue Erfahrung. Sie müssen warten. Das ist für viele Jugendliche ungewohnt, sind sie doch mit der permanenten Warenverfügbarkeit und dem Rundum-Sorglos-Service von Amazon Prime & Co. aufgewachsen. Einkaufen geht immer und überall, so ihr Anspruch. Doch aktuell sind die heiß begehrten Sneakermodelle einfach nicht zu bekommen – weil sie noch gar nicht produziert wurden. Unter anderem kämpft Nike mit diesem Problem. Das Unternehmen musste kürzlich einräumen, dass die Beschaffung massiv gestört ist. Der Sportgigant bezieht mehr als die Hälfte seiner Sneaker aus Vietnam. Das Land befindet sich jedoch seit Monaten in einem extrem harten Lockdown, die meisten Schuhfabriken sind geschlossen. „Uns fehlen bereits zehn Wochen Produktion“, erklärte Nike-Finanzchef Matt Friend gegenüber Analysten.
Und auch nach einem möglichen Ende des Lockdowns werde es vermutlich Monate dauern, bis die Produktion wieder das gewohnte Niveau erreicht habe. Friend musste daher die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr kassieren.
Auch viele Unternehmen der deutschen und europäischen Schuhbranche ringen mit den Auswirkungen der Vietnam-Krise. Schuhe kommen entweder gar nicht oder nur stark verspätet an. Die ANWR schlägt Alarm. Es fehle Ware, zumal vorsichtig eingekauft worden sei. „Es muss jetzt dringend reagiert werden, um im Oktober und November drohende Nein-Verkäufe zu vermeiden. Und auch die Frühjahr/Sommer-Lieferungen werden in nicht unerheblichem Maße betroffen sein“, erklärte Tobias Eichmeier, Geschäftsführer der ANWR Schuh GmbH. Auch der Handel steht damit vor einer völlig ungewohnten Situation. Mit weniger Ware muss der Umsatz stabil gehalten werden. Das geht nur über steigende Durchschnittspreise. Kein einfacher Weg.