Lange Schlangen vor den Umkleidekabinen in Modeboutiquen, die Gastronomie bis auf den letzten Platz besetzt, zum Sneaker noch die Sandale dazu – es tat gut, an den zurückliegenden Wochenenden den in Innenstädten unterwegs zu sein. Das Aufatmen im Handel war deutlich hör- und spürbar. Die Pandemie ist erst einmal in den Hintergrund getreten. Und der Krieg für viele dann doch wieder weit weg. Wie das Kölner Rheingold Institut in einer tiefenpsychologischen Untersuchung herausgefunden hat, versuchen viele Menschen derzeit, Normalität zu beschwören – eine in zwei Jahren Pandemie schmerzlich vermisste Normalität. Es wird gefeiert, gereist, genossen und geshoppt. Wer weiß schließlich schon, was morgen ist. Wir haben so lange verzichtet. Komm, wir gönnen uns das jetzt.
Es ist ein gut erforschtes Verhalten und zutiefst menschlich. Wir alle können es auch bei uns selbst beobachten. Nach der Kriegs-Schockstarre wird verdrängt, weil die Schockstarre auf Dauer nicht auszuhalten ist.
Dieses Phänomen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir von einer Normalität im Sinne von „Vor Corona“ weit entfernt sind. Das zeigen nicht zuletzt die aktuellen Frequenz- und Umsatzzahlen des HDE.
Die Experten vom Rheingold Institut haben aufgezeigt, mit welchen Botschaften Unternehmen und Marken ihre Kunden gerade jetzt erreichen können. Was zählt, ist ein Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit und Zugehörigkeit. Und wer könnte das besser vermitteln als der stationäre Handel? Hier treffen Menschen auf Menschen. Produkte, die ein Lebensgefühl ausdrücken, ein Lächeln, Zugewandtheit, eine angenehme Atmosphäre und vielleicht ein Kaffee tun gut und geben Kraft in der Krise. Das ist es, worauf es jetzt ankommt.