Branchenevents sind rar gesät, die Expo Riva Schuh fällt aus, Kongresse finden höchstens digital statt. Also Mittelhessen statt Gardasee. Corona sei dank. Umso beeindruckender ist das, was Schuhhändler Roman Degenhardt anlässlich der Einweihung seines elften Standortes in der Universitätsstadt alles auffährt. Sogar der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir lässt sich blicken und würdigt den Mut und die Entschlossenheit des umtriebigen Unternehmers, trotz der aktuellen Herausforderungen stationär Flagge zu zeigen. Das sei eine außergewöhnliche Leistung. Dabei geht es Degenhardt jedoch um mehr als „nur“ eine weitere Fläche. Im Fokus steht der Ausbau seines Omnichannel-Konzeptes.
„Der Schuhladen“, das Unternehmen des SABU-Mitglieds, hat in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung genommen. Keineswegs ging es immer nur stetig bergauf. Im Gegenteil. Von ehemals 22 Läden musste in den zurückliegenden fünf Jahren knapp die Hälfte geschlossen werden. Das kostete viel Kraft und einen hohen Einsatz. Persönlich und finanziell. Roman Degenhardt hat diese Zeit mit der ihm eigenen Leidenschaft bewältigt. Und zugleich leitete er eine fundamentale Neuausrichtung seines Geschäftsmodells ein. Dabei konnte er sich auf seine langjährige Erfahrung im Handel auf Online-Plattformen verlassen. Ebay, Amazon, Spartoo – bereits seit 2001 ist Degenhardt im E-Commerce aktiv. Ein Quantensprung sei jedoch der Start der Zusammenarbeit mit Zalando im Rahmen des Connected Retail Programms gewesen, so der Händler. „Das Bestellaufkommen war unvorstellbar.“
Mehr als 140.000 Pakete wurden aus dem Zentrallager in Bebra und den Filialen im vergangenen Jahr versendet, immer neue Umsatzrekorde aufgestellt, das Online-Team personell seit Jahresbeginn verdreifacht. Über die erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung hinaus lag Roman Degenhardt in Marburg jedoch auch die Würdigung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Zalando am Herzen. „Früher wurden wir vor einer Zusammenarbeit mit Zalando gewarnt, in den vergangenen Monaten hat diese Partnerschaft vielen Händlern jedoch massiv geholfen“, so Degenhardt. Zalando habe zur Unterstützung der Händler im April und Mai komplett auf die Zahlung der Provision verzichtet. „Diese Maßnahme war herausragend.“
Zum Beispiel Degenhardt passt, dass Zalando jüngst die Verlängerung der Hilfen für den stationären Handel beschlossen hat. Bei neuen Partnern verzichtet das Unternehmen für zwei Monate auf die Provision. Das Interesse ist klar: Zalando will als Plattformbetreiber bei möglichst niedrigem Risiko Geld verdienen. Während aber andere Onliner scheinbar unaufhaltsam die Daumenschrauben anziehen, strebt man in Berlin offenbar eine Partnerschaft auf Augenhöhe an.