Sie fragt sich, welche nachhaltigen Verwerfungen die Corona-Krise auslösen wird: Konflikte in Familien und unter Kollegen, Brüche in der Gesellschaft. Und sie berichtet mir von einem Nebeneffekt der Pandemie, der jetzt erst offenbar wird: „Viele Frauen haben das Gefühl für Mode verloren.“ Während die extrem modisch interessierten Kundinnen auch in den Phasen der verordneten Geschäftsschließungen die neuesten Trends gekauft hätten – natürlich online – seien die modischen „Followerinnen“ tatenlos zuhause geblieben. „Und jetzt stehen diese Kundinnen bei uns im Geschäft und trauen sich nicht recht ran an die neuen Trends“, so die Händlerin. Viele, berichtet sie, seien sehr verunsichert. Nach Monaten, in denen Mode oft nicht wichtig war, ist nun zwar die Lust auf frische Trends da – aber eben auch die Unsicherheit, wie man diese trägt und stylt. Eine herausfordernde Situation für das Verkaufspersonal. Und zugleich eine riesige Chance. Gerade jetzt kommt es darauf an, mit Motivation und Kompetenz die Kundinnen modisch „abzuholen“, die sich schwertun. Begeisterung weckt man, indem man sie ausstrahlt. Das kostet Kraft. Erst recht nach den zurückliegenden Monaten, die viele Händlerinnen und Händler an die Grenzen der Belastbarkeit brachten. Aber es ist eben auch eine wunderbare Gelegenheit, als stationäres Schuhgeschäft zu punkten.
Eine gute Möglichkeit, das Eis zu brechen, seien besondere Events, schildert die Händlerin. Sie freue sich auf den nächsten verkaufsoffenen Sonntag. Dann sei auch Zeit für einen Plausch, ein ausführliches Beratungsgespräch und den entspannten Blick aufs modische Sortiment. Sie wünsche sich mehr solcher Anlässe, um wieder nach vorne blicken zu können. Darum muss wiederholt an die Verantwortlichen in den Ländern und Kommunen und auch an die Gewerkschaften appelliert werden, dass sie dem Handel möglichst viele dieser Gelegenheiten einräumen.