Im Spätsommer 2016 stand Ludwig Görtz in Düsseldorf auf der Bühne und nahm den schuhkurier AWARD für sein Lebenswerk entgegen. Im Interview mit unserer Redaktion sprach der Unternehmer seinerzeit davon, dass ein Lebenswerk nie die Leistung eines einzelnen sei. Immer seien viele Personen involviert. Auf die Frage, ob es auf seinem unternehmerischen Weg Meilensteine gegeben habe, antwortete Görtz, es sei bisweilen ein steiniger Weg gewesen – und Stolpersteine habe es auch gegeben.
Auf der Bühne blickte Ludwig Görtz auf die zurückliegenden Jahre, eine umfangreiche Restrukturierung und den Einstieg eines Investors. Er verneigte sich vor dem Publikum – und das Publikum schenkte ihm minutenlang standing ovations.
Vor wenigen Tagen sprach Görtz in einem Interview davon, dass nun sein Lebenswerk ins Wanken geraten sei. Im Schutzschirmverfahren soll das Unternehmen wieder auf Kurs kommen. Ukraine-Krieg, Inflation und Energiepreise haben laut dem Unternehmen zu enormer Konsumzurückhaltung geführt – stationär und online. Damit ist Görtz in der Wahrnehmung der Menschen ein prominentes Beispiel für die derzeitige Krise: ein renommiertes Traditionsunternehmen, das dem Sturm nicht länger standhalten kann.
Görtz-CEO Frank Revermann gibt sich zuversichtlich, „dass wir nach der Sanierung eine erfolgreiche Zukunft erwarten können und ein nachhaltiges Wachstum erzielen können.“
Ob das so kommt, wird sich zeigen. Fest steht: Im Rahmen des Verfahrens wird man an vielen Stellschrauben drehen und das Unternehmen verschlanken können. An den äußeren Bedingungen wird sich indes nichts ändern – im Gegenteil. Und damit steht dem Hamburger Filialisten erneut ein steiniger Weg bevor.