Seit zehn Tagen sind die Schuh- und Modegeschäfte deutschlandweit geschlossen. Die Lieferungen der Industrie sind weitestgehend eingestellt. Mindestens 20 weitere Tage wird dieser Ausnahmezustand noch anhalten. Die Nerven liegen bei vielen Branchenteilnehmern blank.
Das Bild zeigt eine Stadt. Von rechts nähert sich eine gigantische Welle, viel höher als die höchsten Gebäude. „Covid 19“ heißt die Welle, die die Stadt zu verschlingen droht. „Alles gut“, klingt es derweil unbekümmert aus den Häusern. Dort hat man die Welle noch gar nicht gesehen. Und, schlimmer noch: Auch die um noch ein Vielfaches größere Welle nicht, die direkt dahinter kommt. Sie heißt „Rezession“.
Die Zeichnung gibt wieder, was viele fürchten und was wohl unausweichlich ist: Dass die wirtschaftlichen Folgen der angesichts der Corona-Pandemie beschlossenen Maßnahmen unermesslich sein werden und es lange dauern wird, bis wir uns davon erholen. Dass Corona Menschen krank macht – und die Wirtschaft auch. Die Wirtschaftsweisen haben in einem Sondergutachten dargelegt, dass das Bruttoninlandsprodukt in diesem Jahr um 2,8 bis 5,4% zurückgehen wird. Dass angesichts dessen Rufe nach der Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen laut werden, ist nachvollziehbar. Während Gabriel Felbermayr, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, im schlimmsten Fall die „Mutter aller Rezessionen“ befürchtet, kämpft jeder einzelne darum, die Krise irgendwie zu bewältigen. Die selbstständige Gesangslehrerin, der Betreiber des Fitness-Centers, der Friseur, der Bäcker, das Modehaus, der Schuhhersteller – alle ringen um ihre wirtschaftliche Existenz, um eine Basis für den Fortbestand ihres Unternehmens, um Arbeitsplätze. Für viele ist das ein schwerer Weg. Auch Schuhhändler und -hersteller waren bereits bei ihren Hausbanken, nicht selten mit der nüchternen Erkenntnis, dass aus dem Wasserhahn, den Bundesfinanzminister Olaf Scholz aufgedreht hat, fürs erste nur wenige Tropfen kommen.
Bei all dem, was da jetzt durchzustehen ist, braucht es eine Perspektive. Einen Plan für das „Danach“. Und auch wenn derzeit nachvollziehbarerweise nicht gesagt werden kann, wann mit ersten Lockerungen zu rechnen ist, so müssen doch jetzt Ideen auf den Tisch und Konzepte entwickelt werden. Und es braucht die entsprechende Kommunikation. Schon aus psychologischen Gründen. Wie kann es weiter gehen? Das ist die Frage, die viele beschäftigt.
Eine erste Antwort könnte sein, die Läden wieder zu öffnen. Was jetzt in Supermärkten und Apotheken, selbst beim schicken Konditor problemlos und diszipliniert funktioniert, kann ebenso in Schuh-, Mode- und Sportgeschäften praktiziert werden. Eine Begrenzung der Kundenzahl im Geschäft, eine Zurückhaltung bei der Beratung. Wer aber will, kann Ware anprobieren und kaufen. Das würde zwar keinesfalls die jetzt fehlenden Umsätze auffangen. Aber es wäre auch besser als nichts.