Vom Überflieger zu Problemfall. CCC ist gescheitert. Der polnische Schuhfilialist hatte in Westeuropa einst viel vor – von den ambitionierten Plänen ist nicht mehr viel übrig. Mit der Ankündigung, die Mehrheitsbeteiligung an der Karl Vögele AG zum Verkauf anzubieten, tritt CCC den Rückzug an. Man werde sich in Zukunft auf die Märkte in Osteuropa konzentrieren, kündigte Dariusz Miłek Anfang Oktober zerknirscht an. Der Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender von CCC ist ein Siegertyp. Als Radrennfahrer sammelte er Titel, bevor er in den 90er-Jahren in den Schuhhandel einstieg. Es genüge ihm nicht, an einem Wettbewerb lediglich teilzunehmen, so der Milliardär. „Wir wollen gewinnen!“ Diesen hohen Anspruch konnte CCC diesseits von Oder und Neiße in den vergangenen Jahren zu keinem Zeitpunkt erfüllen.
Dabei hatte die Übernahme der Karl Vögele AG, immerhin die Nummer 2 in der Schweiz, im Sommer 2018 für viel Fantasie in der Schuhbranche gesorgt. Es wurde munter spekuliert. Wen übernehmen die finanzstarken Polen als nächstes? Es erschien als ausgemacht, dass auf Vögele zügig weitere Zukäufe folgen würden. Alles schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Die Erwartungen waren riesig. Konkret passierte jedoch nicht viel. Letztlich kam es nur noch zu einer Beteiligung an der HR Group aus Osnabrück.
CCC ist maßgeblich an sich selbst gescheitert. In der Ankündigung der Vögele-Übernahme wurde noch das große Know-how des Unternehmens in Kollektionsentwicklung, Produktion und Beschaffung hochgelobt. Es kam aber ganz anders: Es gelang den Polen gerade nicht, das Angebot auf die Ansprüche der eidgenössischen Kundinnen und Kunden anzupassen. Dabei sollte man in der Unternehmenszentrale nahe Breslau eigentlich die Lehren aus den Erfahrungen unter anderem in Deutschland gezogen haben. So war man nämlich bereits hierzulande mit dem eigenen Konzept gescheitert, weil es schlicht nicht gelang, den westeuropäischen Modegeschmack zu treffen. Wenn die Kunden nach sportiven Sneakern verlangen, in den Regalen aber überwiegend feminine Pumps und Business-Schnürer stehen, kann sich kein Erfolg einstellen. Der Köder muss eben dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.
Nach dem angekündigten Rückzug ist es kaum vorstellbar, dass CCC in naher Zukunft einen weiteren Anlauf nehmen wird, um im Westen stationär Fuß zu fassen. Was bleibt, sind das Onlinegeschäft und die HR-Beteiligung. Im E-Commerce ist das Tochterunternehmen Eobuwie, das unter anderem den deutschen Webshop eschuhe.de betreibt, solide aufgestellt. Das muss reichen. Die Zeiten spektakulärer Übernahmen ist vorbei.