Wie kann die kriegerische Auseinandersetzung in Europa gestoppt werden? Welche Folgen haben die gegen Russland verhängten Sanktionen? Die Unternehmen der deutschen Schuhindustrie sind durch die Situation unterschiedlich betroffen.
Nach Informationen des Bundesverbandes der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDS/L) liegt Russland im Ranking der Exportländer für die deutschen Unternehmen der Branche auf Rang 21 (2020). Im vergangenen Jahr wurden 1,8 Mio. Paar Schuhe nach Russland exportiert. Die Ukraine liegt als Ziel von Exporten auf Rang 40. Im vergangenen Jahr wurden 300.000 Paar Schuhe in die Ukraine geliefert.
Umgekehrt ist die Ukraine auch Standort der Schuhproduktion. 2021 wurden fast 1 Mio. Paar Schuhe aus der Ukraine nach Deutschland importiert.
Das Pirmasenser Unternehmen Caprice unterhält Tochterunternehmen in Russland und in der Ukraine und ist daher sehr involviert. „Unseren ukrainischen Beschäftigten haben wir angeboten, dass sie mit ihren Familien nach Pirmasens kommen – sie haben bislang abgelehnt, weil sie ihr Land verteidigen wollen. Unser Angebot steht weiter. Wir stehen in ständigem Kontakt in die Ukraine und auch zu unseren Beschäftigten und Kunden in Russland“, erklärt Caprice-Geschäftsführer Jürgen Cölsch.
Russland ist für das Unternehmen der zweitwichtigste Markt. „Wir sind daher im Krisenmodus“, so Cölsch. „Für uns ist es wichtig, dass wir unseren Partnern in dem Land nicht die Geschäftsgrundlage entziehen, indem wir unsere Lieferungen einstellen. Wir wollen unsere Partner weiter unterstützen, auch wenn das für uns ein Verlustgeschäft bedeutet. Derzeit sind die Transportwege über Belarus und die baltischen Staaten noch offen. Die Läden in Russland sind geöffnet; es gab zwischenzeitlich Probleme bei der Nutzung von Geldautomaten. Diese sind aber behoben. Wir haben unser Business in Russland über fünfzehn Jahre aufgebaut und hoffen, dass sich die Situation möglichst schnell entspannt.“