Falls irgendwer noch daran gezweifelt haben sollte, dass „die Krise“ nicht nur das Befinden der Konsumenten bis auf weiteres mit so einer Art Grundrauschen untermalen, sondern auch das unternehmerische Handeln im Retail vorläufig prägen dürfte – spätestens nach dem von HDE und EHI veranstalteten Deutschen Handelskongress 2022, der am 16. und 17. November vor rund 1.000 anwesenden Teilnehmern in Berlin über die Bühne ging, dürfte klar sein: Ja, der Krisenmodus ist auf absehbare Zeit gesetzt. Und ja, auch all die anderen wichtigen Aufgabenstellungen, als da wären das Ringen um klima- und sozialverträgliche Produkte und Prozesse, das Vorantreiben der Digitalisierung oder die Problematik des Fachkräftemangels, sind weiterhin höchst relevant. „Wir befinden uns in einem Multikrisenmodus“, konstatierte der neu gewählte HDE-Präsident Alexander von Preen. Nach der Pandemie habe man Aufbruchstimmung im Handel gespürt, doch der 24. Februar, Auftakt des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, „hat uns unerwartet aus der Bahn geworfen“, so von Preen. In der Folge sei die Konsumlaune in den Keller gerauscht, die Verunsicherung riesengroß. Unterstützung der Regierung, etwa in Form der Strom- und Gaspreisbremse, sei in dieser Situation sehr wichtig. Allerdings, auch das betonte von Preen, sollten die vom HDE geforderten Hilfen nicht „den notwendigen Strukturwandel in unserer Branche hinauszögern oder mit öffentlichem Geld zuschütten“. Die Branche habe vielmehr „Lust auf die digitale Transformation und möchte die Chancen neuer Technologien zum Wohle aller Kunden nutzen, möchte nachhaltigen Konsum nicht in der Nische, sondern für alle“. Und zum Thema Talente: „Als drittgrößter Ausbilder des Landes hat der Handel ein vielfältiges Arbeitsangebot sicherzustellen.“ Die Politik müsse dabei jeweils die notwendigen Leitplanken vorgeben und Planbarkeit möglich machen.
Die Herausforderungen sind also vielfältig, und sie sind gewaltig. Doch „wir Händler sind Optimisten“, so Alexander von Preen, „wir schauen nach vorn.“ Das Motto des nach den Corona-Jahren erstmals wieder physisch stattfindenden Kongresses war schließlich auch „Shaping the Future“ alias „die Zukunft gestalten“. Und was sehen wir mit Blick nach vorn, in die Zukunft?