Herausforderung Corona
Neben der grundsätzlichen Aufgabe, in einer sich veränderten Branche möglichst hochwertige Chemikalien zu liefern, hat TFL auch kurzfristige Effekte zu bewältigen. Ein solcher ist die Corona-Pandemie, die gerade zu Beginn erhebliche Verwerfungen für das Unternehmen mit sich brachten. Der erste Lockdown habe viele Prozesse vorübergehend zum Erliegen gebracht. Hinzu kamen gewaltige logistische Schwierigkeiten. Es bleibt zu wünschen, dass sich in dieser Hinsicht die Dinge wieder normalisieren. Einen positiven Nebeneffekt habe die Corona-Pandemie allerdings auch mit sich gebracht: Viele Menschen in unseren Breiten wurden dazu motiviert, in ihr Zuhause zu investieren. Wer also keine oder weniger Schuhe kaufte, der investierte womöglich in ein neues Ledersofa – hergestellt aus Material, für das mit Sicherheit auch Chemikalien von TFL zum Einsatz kamen. Seit dem vergangenen Jahr sei nun die Energiekrise das große Thema, und: „Seit Oktober, November 2022 sehen wir einen dramatischen Einbruch in der Auftragslage“, berichtet Tegtmeyer. Die ganze Lieferkette scheint weniger zu produzieren, und erst einmal ihre Bestände zu verarbeiten. Hinzu käme eine Konsumzurückhaltung – weniger verkaufte Schuhe, das bedeute weniger Bedarf an Leder, weniger Auslastung der Gerbereien und damit ein geringerer Bedarf an Chemikalien, wie TFL sie bietet. Tegtmeyer zeigt sich aber mittelfristig zuversichtlich: „Wir hoffen, dass ab dem zweiten Halbjahr eine Besserung in Sicht ist, Indikatoren deuten darauf hin, dass der Konsum dann auch wieder ansteigen kann.“ Bis dahin muss das Unternehmen aber umgehen mit steigenden Fixkosten durch zu wenig ausgelastete Produktionen. Neben diesem ökonomischen Auf und Ab ist eine weitere Herausforderung für TFL derzeit die Ende vergangenen Jahres von der Europäischen Chemikalienbehörde (ECHA) getroffene Entscheidung, im Rahmen der Reach-Verordnung auch den Einsatz von Bisphenol S und F zu beschränken. Bisphenole A, das im Bereich Leder jedoch nicht zum Einsatz kommt, ist nachweislich sehr schädlich und unter anderem hormonell wirksam und muss reglementiert werden. Von der ECHA sollen aber alle Bisphenole gleichermaßen durch einen Grenzwert reglementiert werden. Das macht eine Umstellung der Nachgerbchemie für die TFL erforderlich, um die Konzentration auch von Bisphenol S und F unter die geforderten Grenzwerte zu bringen. Fünf Jahre hat das Unternehmen jetzt Zeit, seine Produkte entsprechend der neuen Verordnung umzustellen. „Eine Riesenherausforderung für das Unternehmen“, erklärt Tegtmeyer, „aber wir hoffen für die Gerber zeitnah eine entsprechende technische Lösung entwickeln und anbieten zu können, denn diese Art der Nachgerbchemie ist und bleibt für die Herstellung hochwertiger Lederartikel essentiell.